Glasfaser-Ausbau: 1&1 will nationales Netz-Bündnis, Telekom hält dagegen

DSLWEB News | , 19:00 Uhr | Ingo Hassa

1&1 Firmenzentrale in Montabaur
Glasfaser-Ausbau: 1&1 will nationales Netz-Bündnis, Telekom hält dagegen 4.5 / 5 8 (8)

Der United Internet-Chef Ralph Dommermuth setzt sich für einen nationalen Glasfaser-Ausbaufonds ein. Gemeinsam stark? Den beiden Konkurrenten 1&1 und Telekom zumindest gibt das erstmal Anlass zu weiteren Kabbeleien.

Die angepeilte Vollversorgung der Bundesrepublik mit Internetgeschwindigkeiten von mindestens 50 Mbit/s bis Ende 2018 wankt, aber macht nichts, denn die Große Koalition hat ja bereits ein neues, wohl nicht weniger ambitioniertes Ausbauziel ausgerufen: Bis 2025 soll in Deutschland nun Gigabit Internet flächendeckend verfügbar sein.

Das heißt: Glasfaser-Internet braucht das Land - und zwar echtes. Denn mit der bislang vom Marktführer Telekom favorisierten Misch-Technologie VDSL Vectoring werden diese Geschwindigkeiten nicht zu erreichen sein. Für die Einrichtung der extrem leistungsstarken FTTH Glasfaser-Anschlüsse muss jedoch auch die kupferbasierte "Letzte Meile" vor den Nutzerhaushalten komplett durch die moderne Glasfaser ersetzt werden - ein enorm aufwendiges (und kostspieliges) Unterfangen.

In einem Interview mit der Welt am Sonntag hat sich der United Internet-Chef Ralph Dommermuth daher nun für den Aufbau eines nationalen Netz-Bündnisses ausgesprochen. Beteiligte Netzbetreiber würden ihre Glasfaser in den einzelnen Ausbau-Regionen bis in die Haushalte ziehen und diese fortan auch den Mitbewerbern zur Verfügung stellen. Zur Finanzierung, so der Vorschlag, soll ein Gigabit-Ausbaufonds aufgelegt werden, in den Mittel aus verschiedenen Quellen fließen.

"Wenn die Unternehmen zum Beispiel zehn Milliarden Euro einzahlen würden," so Dommermuth, "die Summe mit Fördermitteln um weitere zehn Milliarden aufgestockt würde und diese Netzgesellschaft dann weitere zehn Milliarden Euro an Krediten aufnehmen würde, was bei solchen Infrastrukturprojekten kein übertriebenes Verhältnis ist, dann stünden 30 Milliarden Euro zur Verfügung." Die größte Marktmacht und die meisten Mittel hat jedoch nach wie vor die Deutsche Telekom - weshalb es auch entscheidend sei, den Festnetz-Marktführer für die Netzallianz zu gewinnen.

Schlagabtausch: Ausbauverweigerer gegen realitätsfernen Ex-Monopolisten
Doch was hält die Deutsche Telekom von Dommermuths Vorstoß? Offenbar nicht viel. In einer ersten Stellungnahme gegenüber dem Online-Magazin Golem.de hielt ein Telekom-Sprecher jedenfalls nicht hinterm Berg. Statt sich selbst beim Netzausbau zu engagieren, habe es 1&1 in der Vergangenheit schließlich "vollmundigen Ankündigungen" belassen - obwohl der Provider ja seit Jahren die Gelegenheit gehabt hätte, "statt Worten den Spaten in die Hand zu nehmen."

Ohnehin kooperiere die Telekom schon längst mit einer ganzen Reihe kleinerer Netzbetreiber, um den Breitband-Ausbau schneller voranzubringen. Auch 1&1 stehe es selbstverständlich offen, sich in dieses Allianz einzubringen. Der Ankündigung des Konkurrenten, nun im großen Stil in den Netzausbau einzusteigen, steht der Marktführer jedoch äußerst skeptisch gegenüber. Für viel wahrscheinlicher hält man es bei der Telekom, dass die United Internet Tochter "wieder mal großen Ankündigungen nur kleine Taten folgen lässt."

Mit einer offiziellen Antwort ließ United Internet jedoch nicht lange auf sich warten: Die Aussagen der Deutschen Telekom zeigten erneut "die Realitätsferne des ehemaligen Staatsmonopolisten". Bislang existiere nämlich eben kein Ausbau-Bündnis, das einen koordinierten Plan für eine flächendeckende Glasfaser-Versorgung verfolge. Stattdessen seien in den letzten 20 Jahren lediglich regionale Glasfaser-Netze unter der Regie einzelner Anbieter entstanden. Das jedoch müsse sich ändern. "Deswegen schlagen wir den Gigabit-Ausbaufonds vor", so United Internet, "– ein Industriebündnis, das auch die ländlichen Gebiete abdeckt und deren Attraktivität steigert. Und das Fördergelder optimal einsetzt und den Wettbewerb um die Gunst der Kunden erhält." Denn eines sei sicher: "Ein 'weiter so' im lokalen Maßstab wird die Herausforderung nicht lösen."



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