Highspeed-Netze
Ausblick: Das Glasfaser Ausbau-Jahr 2024
Der Ausbau der deutschen Glasfasernetze hat Fahrt aufgenommen und auch 2024 wird die neue Internet-Generation große Sprünge machen. Tempo ist allerdings auch angesagt, denn Ende 2025 steht das erste große Ausbau-Zwischenziel an.

Glasfaser Internet für mehr als 15 Millionen Haushalte
Der deutsche Breitbandmarkt wird nach wie vor von (V)DSL und Kabel Internet dominiert, die "echten" Glasfaser-Technologien FTTH (Fiber to the Home) bzw. FTTB (Fiber to the Building) treten aktuell aber immer mehr aus dem Schatten heraus. Das liegt vor allem an der spätestens seit Ende 2020 rapide steigenden Glasfaser Internet Verfügbarkeit im Land.
Laut Angaben der Bundesnetzagentur (BNetzA) hat sich die Glasfaser-Netzabdeckung in Deutschland allein von Mitte 2021 bis Mitte 2023 in etwa verdoppelt. So können inzwischen bereits mehr als 15 Millionen deutsche Haushalte einen Glasfaseranschluss beziehen. Gezählt werden dabei die sogenannten "homes passed", also diejenigen Haushalte, an denen direkt eine geeignete Glasfaser-Strecke vorbeiläuft. Die Anbindung von der Straße zum Gebäude selbst muss teilweise erst noch erfolgen.
Glasfaser-Ausbau hat Betriebstemperatur aufgenommen
Bis Ende 2020 hatte sich die Deutsche Telekom vor allem auf den flächendeckenden Ausbau mit der Brückentechnologie VDSL Vectoring konzentriert. Erst danach ist der deutsche Breitband-Marktführer massiv in den FTTH Glasfaser-Ausbau eingestiegen. Inzwischen hat sich die "Gigabit Fabrik" des Unternehmens warmgelaufen und bringt es auf 2,5 bis 3 Mio. neuerschlossene Glasfaser-Haushalte im Jahr. Diese beachtliche Schlagrate macht den "Nachzügler" Telekom heute zum bestimmenden Wachstumstreiber in diesem Segment.
Telekom will 10-Millionen-Marke knacken
Im Oktober 2023 hat die Telekom nun die Marke von 7 Millionen erschlossenen Haushalten überschritten. Bis Ende 2024 sollen laut Telekom-Planung auch die 10 Millionen geknackt werden. Dabei will sich das Unternehmen übrigens auch nicht von den knappen Tiefbaukapazitäten ausbremsen lassen und hat daher im Oktober kurzerhand einen eigenen Tiefbau-Ableger gegründet. Die Deutsche Telekom Tiefbau GmbH soll noch 2024 auf rund 230 Mitarbeiter an 15 Standorten in ganz Deutschland anwachsen.
Vodafone-Kooperation soll 2024 in 150 Städten durchstarten
Vodafone war zuletzt stark damit beschäftigt, sein Kabelnetz zu optimieren - hier hatten sich während der Corona-Krise nämlich deutliche Leistungsdefizite bemerkbar gemacht. Doch auch das reine Glasfasernetz ist für Vodafone ein wichtiges Thema, bei dem der Anbieter im Herbst 2023 nun nochmals einen Gang hochgeschaltet hat.
Im September starteten in Neuss nämlich die ersten Ausbauarbeiten durch OXG Glasfaser, einem im März aus der Taufe gehobenen Joint Venture von Vodafone und dem französischen Netzbetreiber Altice. In den kommenden sechs Jahren sollen durch OXG rund 7 Millionen zusätzliche FTTH Glasfaser-Haushalte entstehen. Bis Ende 2024 steht dabei der Ausbaubeginn in bis zu 150 Städten auf dem Plan.
Auch Deutsche Glasfaser tritt weiter aufs Gas
Der Glasfaser-Ausbau wird allerdings längst nicht nur von den beiden deutschen Festnetz-Schwergewichten angetrieben. Ein Beispiel für einen anderen ambitionierten Player abseits der zahlreichen Klein- und Kleinstbetreiber ist etwa Deutsche Glasfaser. Bis Ende 2025 will das Unternehme die Zahl der eigenen Glasfaser Haushalte auf rund 4 Millionen treiben und dabei eine jährliche Ausbau-Rate von rund 800.000 Haushalten erreichen.
Verhaltener Optimismus beim Glasfaser-Zwischenziel
Die Breitbandstrategie der Bundesregierung sieht für 2025 eine Glasfaser-Abdeckung von 50 Prozent der Bevölkerung vor, bis Ende 2030 soll die Vollversorgung erreicht sein. Innerhalb der Branche erscheint das Zwischenziel für 2025 aktuell durchaus realistisch - wenn auch nicht gesichert. Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) rechnet so mit einer FTTH Verfügbarkeit von 46 bis 60 Prozent zum Jahresende 2025. Ob die Vorgabe eingehalten werden kann oder doch knapp verfehlt wird, hänge dabei natürlich nicht zuletzt von den politischen Rahmenbedingungen ab.
Glasfaser-Nachfrage hinkt noch hinterher
Während sich das Ausbautempo rasant beschleunigt hat, wächst die Nachfrage nach den neuen Highspeed-Verbindungen erst langsam. Mitte 2023 war so laut BNetzA erst in 3,8 Millionen der rund 15 Millionen erschlossenen Haushalte auch bereits ein entsprechender Glasfasertarif aktiviert.
Die doch noch sehr enttäuschende Anschlussquote dürfte sich in den kommenden Monaten aber sichtlich verbessern. Denn zum Gesamtbild gehört auch, dass im Rahmen der Vorvermarktung in den aktuellen Ausbaugebieten viele Anschlüsse bereits gebucht wurden, die erst noch fertiggestellt werden müssen. Die Deutsche Telekom beispielsweise verwies in ihrem Geschäftsbericht zum Q3 2023 auf einen Backlog von mehr als 700.000 Telekom Glasfaser Anschlüssen, die nach und nach zu den 910.000 bereits geschalteten Einheiten hinzukommen werden.
Trotzdem werden die Glasfaser Anbieter noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen - die Umstellung auf die FTTH Schiene bleibt ein Langzeitprojekt. Wie auch die Zahlen der BNetzA belegen, orientiert sich der Privatkundenmarkt derzeit eher am 100 Mbit Anschluss als gängigen Standard.
Der Datenhunger der Deutschen steigt allerdings schnell. So sah beispielsweise Vodafone 2023 eine Zunahme des Festnetz-Datenverkehrs um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der durchschnittliche Vodafone Kabel Internet Nutzer kam dabei auf einen Datenverbrauch von 412 Gigabyte Daten pro Monat. Der durchschnittliche Vodafone DSL Kunde hingegen verbrauchte gerade mal die Hälfte davon.
Die verfügbare Internetgeschwindigkeit scheint sich also - einmal im Haushalt angekommen - stark auf das Nutzerverhalten auszuwirken. Vor allem Videostreaming treibt das Datenaufkommen in die Höhe. Die extremste Spitze erlebte das Vodafone Kabelnetz 2023 demnach auch während des UEFA Champions League Matches zwischen dem FC Bayern München und dem FC Kopenhagen, das unter anderem auch über Amazon Prime Video verfügbar war. Mehr zu diesem Thema im Newsbericht Glasfaserausbau sorgt für steigende Datennutzung im Vodafone Festnetz)
Aber selbst für hochauflösendes Streaming muss es nicht zwingend Gigabit Internet sein. Bis der schiere Leidensdruck die Nutzerscharen zum FTTH Anschluss treibt, muss es in der Zwischenzeit also vielleicht schlicht das gute alte Marketing richten. Im Dezember hat Vodafone der Glasfaser so auch erstmals eine eigene TV-Werbekampagne gewidmet (Vodafone Werbung: Internet-Glasfaser).
Weitere DSL News
Aktuelle Angebote vergleichen und sparen!