Der DSL Markt im 2. Quartal 2010
DSLWEB Special, Stand August 2010
Im 2. Quartal 2010 erhöhte sich die Zahl der bei den sechs größten deutschen DSL Anbietern geschalteten DSL Anschlüsse um 117.000 auf insgesamt 21,63 Millionen. Zum Vergleich: Noch vor drei Jahren bescherte das 2. Quartal den großen Sechs ein Plus von 720.000 DSL Verträgen und im 2. Quartal 2008 belief sich die Zahl der Netto-Neukunden immerhin noch auf 460.000.
Nachdem der deutsche DSL Markt nahezu gesättigt ist, steht das Breitband-Geschäft vor dem Übergang in eine neue Phase, in deren Verlauf sich die Rolle der DSL Anbieter tiefgreifend verändern wird. Anstatt nur Bandbreite zu verkaufen, schließt ihr Geschäft mehr und mehr die Vermarktung von Inhalten ein.
Telekom kann weiter zulegen und dämmt Kundenabwanderung ein
Das DSL Neukunden-Geschäft wird traditionell von der Deutschen Telekom dominiert, so drastisch wie im 2. Quartal fiel der Unterschied zwischen der Erfolgsbilanz des Marktführers und seiner Mitbewerber jedoch noch nie aus: Der Telekom ist es gelungen, die Zahl der Anschlussverluste mit 315.000 auf den niedrigsten Stand seit Ende 2005 einzudämmen. Sie konnte das Quartal mit einem Plus von 130.000 DSL Verträgen abschließen. Die alternativen Anbieter haben dagegen auf breiter Front an Kunden verloren. Einzig die ordentliche Performance von o2 DSL konnte die Anschlussverluste der Telekom-Konkurrenz ein wenig abfedern.
Vodafone verliert Festnetz-Kunden, 1&1 Kundenzahl weiterhin stabil
Zuletzt war Vodafone neben der Deutschen Telekom der zweite große Wachstumsmotor auf dem deutschen DSL Markt und konnte im Q3 2009 sogar als bisher einziger alternativer Anbieter die Neukunden-Zahlen des Marktführers überflügeln. Nachdem die Zahl der zusätzlichen Vodafone DSL Verträge im Q1 2010 bereits auf 55.000 abgesunken ist, muss Vodafone mit einem Minus von 6.000 DSL Kunden nun erstmals effektive Anschlussverluste vermelden.
Bei 1&1 DSL stagniert die DSL Kundenzahl schon seit längerem. Immerhin ist es der aktuellen Nummer Drei auf dem deutschen DSL Markt aber auch im Q2 2010 gelungen, die Zahl ihrer DSL Anschlüsse mit 3,31 Millionen auf dem Niveau des 4. Quartals 2010 zu halten. Bewegung gibt es derzeit nur bei der Konvertierung von Resale-Kunden auf die höherwertigen DSL Komplettpakete. Im Q2 2010 stieg die Zahl der 1&1 Komplettpakete um weitere 100.000 auf 2,01 Millionen.
Markenname Alice soll nun doch verschwinden
Entgegen den ersten Absichtsbekundungen nach der Übernahme des Hamburger Anbieters HanseNet durch Telefónica o2 soll der Markenname Alice nun doch nicht fortgeführt werden. Nach der Integration des Zukaufs, die bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein soll, werden die Festnetz- und Mobilfunk-Produkte der Gruppe ausschließlich unter dem Namen o2 vermarktet. Die vom italienischen Fotomodell Vanessa Hessler verkörperte Werbefigur Alice soll jedoch auch für o2 weiter im Einsatz sein. Die Kundenzahlen von o2 und Alice DSL entwickeln sich unterdessen wie aus den vorangegangenen Quartalen gewohnt fort: Während Alice im Q2 2010 weitere 10.000 Anschlüsse verliert, kann o2 DSL mit einem Plus von 19.000 DSL Verträgen abermals einen respektablen Kundenzuwachs verbuchen.
Modell für die Zukunft: Der integrierte Telekom-Anbieter
Die Gewinnmargen im Festnetz-Geschäft sind schmal und auch die traditionellen Sprachdienste im Mobilfunknetz bringen dank der zunehmenden Verbreitung von Flatrate-Tarifen und reduzierter Roaming-Gebühren immer weniger Umsatz. Um ihre Umsätze stabil zu halten bzw. zu steigern, sind die DSL Anbieter deshalb mehr und mehr auf die Vermarktung von Zusatzdiensten angewiesen. Vor allem in zwei Bereichen sieht die Branche erhebliches Wachstumspotential, dem mobilen Internet und dem Internet Fernsehen.
Mobiles Internet: Der Mobilfunk der 4. Generation kommt
Das Geschäft mit dem mobilen Internet entwickelt sich immer mehr zum Wachstumstreiber. Vodafone etwa gelang es, seinen Umsatz im Segment der mobilen Datendienste im Vergleich zum Vorjahr um ganze 31,1 Prozent auf mittlerweile 339 Millionen Euro zu steigern. Ähnliche Erfolge konnten auch o2 sowie die Deutsche Telekom vermelden. Schätzungen von Vodafone zufolge steigt der Umsatz pro Kunde im Durchschnitt um 2 bis 5 Prozent, sobald er von einem herkömmlichen Mobiltelefon auf ein Smartphone aus dem mittleren Preissegment wechselt. Kunden mit Smartphones aus dem Highend-Bereich sollen durchschnittlich sogar für rund 8 bis 10 Prozent mehr Umsatz sorgen.
Klassische Festnetzangebote werden von den Providern deshalb immer öfter mit Mobilfunk-Diensten gekoppelt. Die Unternehmen, die ein eigenes Netz unterhalten, sind hier grundsätzlich im Vorteil. Andererseits kann beispielsweise auch 1&1 dank einer Kooperation mit Vodafone seit Juli als sogenannter virtueller Netzbetreiber selbst gestaltete Datentarife im Vodafone-Netz anbieten.
Im Rahmen der von der Bundesnetzagentur durchgeführten Frequenz-Versteigerung konnten sich die Telekom, Vodafone und o2 neue Frequenzen aus der Digitalen Dividende sichern, die durch die Einführung des digitalen Rundfunks freigeworden waren. Gleichzeitig gingen sie die Verpflichtung ein, diese zunächst dazu zu nutzen, die bisher unterversorgten Regionen Deutschlands über den neuen Mobilfunk-Standard LTE mit schnellen Internet-Verbindungen zu versorgen. Hier wird das mobile Internet nicht nur als Ergänzung zum DSL Anschluss, sondern vielmehr als DSL Ersatz fungieren. Die Umrüstung der Mobilfunknetze für den LTE Betrieb hat bereits begonnen. Erste LTE fähige Endgeräte werden voraussichtlich gegen Jahresende auf den Markt kommen.
Internet Fernsehen: DSL Provider werden zu Anbietern von Inhalten
Bis zur vollständigen Eingliederung in den Mutterkonzern hatte die Vodafone-Tochter Arcor einen eigenen Online-TV Service im Angebot. Im Weihnachtsgeschäft will Vodafone mit neuer Technik nun wieder in diesen Markt einsteigen. Für die Auslieferung der Inhalte setzt das Unternehmen auf einen Mix aus Internet, Kabel und Satellit. Das soll die Mindestanforderungen an die Bandbreite gering halten und das Produkt besonders massentauglich machen. Dies würde den Vodafone-Dienst deutlich vom Konkurrenten Telekom Entertain abheben, für dessen Empfang mindestens ein DSL 16plus Anschluss benötigt wird. Die Telekom hat sich mit ihrem Internet Fernsehen in der Zwischenzeit bereits einen ansehnlichen Vorsprung erarbeitet und konnte zum 30. Juni rund 1 Million aktive Entertain Anschlüsse vorweisen. Die Bundesliga-Rechte sind ein weiterer Trumpf im Ärmel der Telekom, die weiterhin an ihrem Ziel festhält, bis 2015 die Marktführerschaft im deutschen Pay-TV zu erobern. Das Internet TV-Angebot von Alice kam dagegen nie wirklich in Schwung und zählt aktuell lediglich 58.000 Abonnenten.
Grafiken und Zahlenmaterial zur DSL Marktentwicklung
Im DSLWEB Pressebereich finden Sie weitere Grafiken mit Informationen zur Kundenentwicklung auf dem deutschen Breitband-Markt. Für die Veröffentlichung in Online- und Printmedien sind die Schaubilder dort in verschiedenen Datei-Formaten hinterlegt: DSLWEB Pressebereich
DSLWEB Archiv: Der deutsche Breitbandmarkt seit 2007
Bei den Berichten zu einzelnen Quartalen handelt es sich zwangsläufig um Momentaufnahmen. Trends und historische Entwicklungen allerdings zeichnen sich erst über längere Zeiträume ab.
DSLWEB begleitet den deutschen Breitband-Markt bereits seit 2007 mit regelmäßig erscheinenden Reports. Über den Gesamtindex können alle bisherigen Ausgaben zentral abgerufen werden.
Zur Gesamtübersicht: DSLWEB Breitband Report Deutschland
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