Der DSL Markt im 1. Quartal 2009

DSLWEB Special, Stand Mai 2009

Im ersten Quartal des Jahres konnten die sechs führenden deutschen DSL Anbieter insgesamt rund 532.000 zusätzliche DSL Verträge einfahren. Damit stellten sie zum 31. März zusammen knapp 21 Millionen DSL Anschlüsse. Aus den Eckdaten ergibt sich zwar eine deutliche Steigerung zum Vorquartal, beim genaueren Blick auf die einzelnen Ergebnisse relativiert sich dieses Bild jedoch.

von Ingo Hassa
Aktualisiert 29.01.2018
DSL Marktübersicht - die DSL Kundenzahlen im 1. Quartal 2009
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Bei der Mehrzahl der DSL Anbieter ist das Neukunden-Geschäft ins Stocken geraten, der Markt scheint zunehmend saturiert. Noch immer werben die DSL Anbieter mit teils massiven Vergünstigungen um Neukunden, für dauerhafte Preisreduzierungen dürfte jedoch kaum noch preislicher Spielraum vorhanden sein. Wohl auch deshalb setzen die Provider aktuell vermehrt auf spezielle Service-Garantien als weiteres Kaufargument. Auffällig: Viele der dort enthaltenen Dienstleistungen richten sich explizit an potentielle DSL Wechsler.

Marktführer T-Home DSL konnte zwar eine Steigerung um 390.000 Anschlüsse ausweisen, allerdings ist ein beträchtlicher Teil dieser nominellen Neuzugänge einer Umstrukturierung innerhalb der Deutschen Telekom geschuldet. So wurde die Geschäfts-Sparte T-Systems neu aufgestellt und betreut nunmehr ausschließlich Großkonzerne. Im Gegenzug wurden rund 160.000 vornehmlich mittelständische Geschäftskunden zum 1. Januar 2009 an T-Home abgegeben.

Auch zu Beginn des neuen Jahres liegt Vodafone sowohl bei der Gesamtkundenzahl als auch bei der Zahl der Neuanschlüsse auf dem zweiten Platz. Zusammen mit seiner Tochterfirma Arcor konnte Vodafone den Kundenstamm im 1. Quartal 2009 um etwa 180.000 auf 3,2 Millionen ausbauen. Wie schon im gesamten letzten Jahr verzeichnete Vodafone damit wieder das höchste prozentuale Wachstum unter den großen deutschen DSL Providern.

1&1 dagegen konnte im vergangenen Quartal unterm Strich keine zusätzlichen Kunden gewinnen – Nullwachstum. Trotzdem lag der Gewinn aus dem Produktsegment von 1&1 mit 65,7 Millionen Euro leicht über dem Vorjahreswert. Dies liegt auch daran, dass 1&1 weitere 270.000 Kunden von Resale-Angeboten auf gewinnträchtigere DSL Komplettpakete überführen konnte. In Anbetracht des enttäuschenden Neukundengeschäfts spricht 1&1 deshalb von „qualitativem Wachstum“.

Nach dem leichten Zugewinn im 4. Quartal 2008 rutschte Alice abermals ins Minus: Im 1. Quartal 2009 hat der DSL Anbieter 19.000 Kunden verloren, der bisher schwerste Kundenrückgang bei Alice. Die Konsequenz aus der anhaltend schwachen Performance: Kurz nach Ablauf des Geschäftsquartals hat Telecom Italia den Verkauf von HanseNet eingeleitet. Bislang haben Vodafone und die spanische Telefonica bestätigt, ein erstes nicht-bindendes Angebot abgegeben zu haben.

Auch bei Freenet liefen die Verhandlungen über den Verkauf des DSL Geschäfts weiter, zunächst jedoch ohne greifbares Ergebnis. Die große Bereinigung des eigenen Kundenstamms scheint dagegen weitgehend abgeschlossen zu sein, mit einem Minus von 38.000 Anschlüssen fiel der Kundenrückgang nicht mehr so drastisch aus wie im Vorquartal. Die Zukunft von Freenet DSL wurde jedoch erst nach Ende des 1. Quartals endgültig entschieden: Am 26. Mai 2009 kündigte 1&1 überraschend die Übernahme von Freenet DSL an.

Versatel konnte seine Kundenzahl zwar weiter steigern, im Laufe des letzten Jahres hat sich das Wachstum jedoch auch bei Versatel deutlich abgeschwächt. In diesem Quartal konnte der DSL Anbieter nur noch 3.000 zusätzliche Verträge im Privatkunden-Bereich abschließen.

Hohe Zuwächse bei Kabel Internet

Bei den großen deutschen Kabel Internet Anbietern kann von Stagnation keine Rede sein: Während der DSL Markt seit dem 1. Quartal 2008 lediglich um rund 10 Prozent gewachsen ist, stieg die Zahl der Kabel Internet Kunden im selben Zeitraum um mehr als 70 Prozent. Inzwischen zählen Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW etwa 1,5 Millionen Breitband-Kunden. Zum 31. März lag das größte der drei Unternehmen, Kabel Deutschland, bei den Kundenzahlen sogar beinahe gleichauf mit dem DSL Anbieter Versatel.

Politische Weichenstellungen

Eine Reihe politischer Entscheidungen könnten in den kommenden Monaten die Entwicklungen auf dem deutschen DSL Markt beeinflussen. Dies gilt vor allem für die Breitband-Offensive, die von der Bundesregierung im Rahmen ihres Konjunkturpaketes ausgerufen hat. Eines der erklärten Ziele des Programms ist es, bis zum Jahr 2010 sämtliche sogenannte „weiße Flecken“ in Deutschland zu schließen und Breitband-Internetzugänge flächendeckend verfügbar zu machen. Bis 2014 sollen darüber hinaus 75 Prozent der Haushalte mit mindestens 50 Mbit/s ans Netz gehen können. Für den nötigen Schub beim Netzausbau soll vor allem ein Abbau von bestehenden Regulierungen sorgen.

Eine Entscheidung der Bundesnetzagentur sorgte bei der Deutschen Telekom für Verärgerung: Der Ex-Monopolist hatte sich für eine Erhöhung der TAL-Miete eingesetzt, die Netzbetreiber für die Nutzung der eigenen Infrastruktur von ihren Mitbewerbern verlangen können. Dem gab die Behörde jedoch nicht statt und senkte die Gebühr stattdessen um 15 Cent auf 10,50 €/Monat. Als Reaktion darauf stellte die Telekom öffentlich seine weiteren Investitionen in den DSL Ausbau in ländlichen Gebieten in Frage.

Wie die DSL Anbieter drängen auch die Kabelnetzbetreiber auf eine Konsolidierung des Marktes. Das Bundeskartellamt steht diesen Plänen jedoch offenbar skeptisch gegenüber. Eine Sprecherin der Behörde bezeichnete eine mögliche Fusion der großen Kabelnetzbetreiber als „problematisch“. Es ist damit höchst unwahrscheinlich, dass es in absehbarer Zukunft zu einer Übernahme unter den „großen Drei“ Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW kommen kann.

Grafiken und Zahlenmaterial zur DSL Marktentwicklung

Im DSLWEB Pressebereich finden Sie weitere Grafiken mit Informationen zur Kundenentwicklung auf dem deutschen Breitband-Markt. Für die Veröffentlichung in Online- und Printmedien sind die Schaubilder dort in verschiedenen Datei-Formaten hinterlegt: DSLWEB Pressebereich



DSLWEB Archiv: Der deutsche Breitbandmarkt seit 2007

Bei den Berichten zu einzelnen Quartalen handelt es sich zwangsläufig um Momentaufnahmen. Trends und historische Entwicklungen allerdings zeichnen sich erst über längere Zeiträume ab.

DSLWEB begleitet den deutschen Breitband-Markt bereits seit 2007 mit regelmäßig erscheinenden Reports. Über den Gesamtindex können alle bisherigen Ausgaben zentral abgerufen werden.

Zur Gesamtübersicht: DSLWEB Breitband Report Deutschland

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