Der DSL Markt im 3. Quartal 2008
DSLWEB Special, Stand November 2008
Im dritten Quartal 2008 konnten die sechs führenden DSL Anbieter etwa 416.6000 neue Anschlüsse schalten. Nach dem deutlichen Wachstums-Rückgang innerhalb der beiden vorangegangenen Quartale hat sich die Zahl der DSL Neukunden damit stabilisiert - wenn auch auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Wirft man aber einen Blick auf die einzelnen Ergebnisse, fällt schnell auf, dass nur zwei Anbieter als treibende Kraft auftraten. Andere haben dagegen sogar mit anhaltenden Kundenverlusten kämpfen.
Das wahre Zugpferd für das Wachstum im dritten Quartal war zweifelsohne T-Home. Mit 344.000 neuen Anschlüssen konnte man bei den DSL Neukunden im Vergleich zum Vorgänger-Quartal sogar zulegen. Eine weitere positive Entwicklung für den Marktführer: Etwa 50.000 Kunden wurden von konkurrierenden Netzbetreibern und Resale-Anbietern zurückgewonnen.
Eher enttäuschend entwickelt sich dagegen die Produktlinie T-Home Entertain, die moderne VDSL Anschlüsse mit einem eigenen IP-TV Service kombiniert. Ursprünglich wurde für das Ende 2008 mit einer Million Kunden gerechnet. Im Laufe der letzten beiden Jahre wurde diese Prognose bereits halbiert. Doch auch dieses Ziel dürfte schwer zu erreichen sein - bis zum Ende des dritten Quartals konnten nur 330.000 Kunden für T-Home Entertain gewonnen werden.
Mit insgesamt 107.000 Neukunden konnte der Verbund aus Vodafone und Arcor seine Position als neue Nummer Zwei auf dem deutschen DSL Markt weiter festigen. Im Kampf um das Fortbestehen als eigenständige Marke erzielte Arcor dabei einen kleinen Teilerfolg: Nachdem im zweiten Quartal nur 16.000 Neuanschlüsse auf das Konto der Vodafone-Tochter gingen, wurde dieses Ergebnis mit 33.000 Neukunden im vergangenen Quartal mehr als verdoppelt.
1&1 tat sich bei der Kundengewinnung in den letzten Monaten schwer. Schon im zweiten Quartal hatte sich das Neukundengeschäft deutlich abgeschwächt, mit nur 20.000 Neukunden ist das Wachstum nun erneut um zwei Drittel zurückgegangen. Wesentlich erfolgreicher war 1&1 mit seinen Bemühungen, bestehende Resale-Kunden auf DSL Komplettpakete zu überführen. Deren Zahl ist innerhalb des dritten Quartals um 190.000 auf 560.000 gestiegen. United Internet-Chef Ralph Dommermuth sieht deshalb tiefgreifende Veränderungen auf den deutschen DSL Markt zukommen: Er rechnet damit, dass 3,7 Millionen Kunden im nächsten Jahr ihren DSL Anbieter wechseln werden. Bisher haben die Unternehmen ihre Angebote vor allem auf die Neukunden-Gewinnung ausgerichtet. Falls Dommermuth recht behält, müssen die Provider ihre Strategie auf jeden Fall überdenken.
Der seit langem geplante Verkauf der DSL-Sparte von Freenet verzögert sich derweil weiter. Im Anbetracht der gegenwärtigen Finanzkrise sei derzeit schlicht kein akzeptabler Preis für den offiziell bereits aufgegebenen Geschäftsbereich zu erzielen. Mit welchen Unternehmen Freenet noch in konkreten Verkaufsverhandlungen steht, ist nicht bekannt. United Internet stellte jedoch klar, den Bieterkreis bereits im Oktober verlassen zu haben. Unterdessen setzt sich der Kundenschwund bei Freenet DSL weiter fort: Nach einem erneuten Verlust von 50.000 Anschlüssen haben in diesem Jahr nun schon 230.000 DSL-Kunden Freenet den Rücken gekehrt.
Zum zweiten Mal in Folge musste auch Alice einen Netto-Verlust an Kunden bekanntgeben. Mit 18.000 gekündigten Verträgen bei über 2,3 Millionen DSL Kunden fällt dieser Verlust allerdings weit weniger dramatisch aus. Es bleibt abzuwarten, ob es sich hier nur um eine zeitweilige Stagnation handelt, oder ob sich der Abwärtstrend in den kommenden Monaten weiter fortsetzen wird. Laut Alice soll vor allem das kostenlose IP-TV Angebot Alice Home TV zu einer Trendumkehr im Weihnachtsgeschäft beitragen. Angesichts des schwachen Starts von T-Home Entertain erscheint es jedoch fragwürdig, ob gerade dieser Service für den nötigen Schub sorgen kann.
Sehr gute Kundenzuwächse konnten dagegen die deutschen Kabel Internet Anbieter vorweisen. Führend war hier Kabel BW mit 77.000 Neukunden. Unitymedia baute die Zahl seiner Internet-Kunden um 44.000 auf 326.000 aus. Der größte Kabelnetz-Betreiber, Kabel Deutschland, hat inzwischen 547.700 Internet-Anschlüsse geschaltet. Bei anhaltendem Wachstum könnte das Unternehmen damit in absehbarer Zukunft sogar in die Top-Riege der deutschen Breitband-Anbieter aufrücken. Zusammen kommen die Kabel Internet Anbieter auf 1,23 Millionen Breitband-Anschlüsse und einen Marktanteil von fast 6 Prozent. Damit würden sie sich im Anbieter-Ranking noch vor Freenet platzieren.
Grafiken und Zahlenmaterial zur DSL Marktentwicklung
Im DSLWEB Pressebereich finden Sie weitere Grafiken mit Informationen zur Kundenentwicklung auf dem deutschen Breitband-Markt. Für die Veröffentlichung in Online- und Printmedien sind die Schaubilder dort in verschiedenen Datei-Formaten hinterlegt: DSLWEB Pressebereich
DSLWEB Archiv: Der deutsche Breitbandmarkt seit 2007
Bei den Berichten zu einzelnen Quartalen handelt es sich zwangsläufig um Momentaufnahmen. Trends und historische Entwicklungen allerdings zeichnen sich erst über längere Zeiträume ab.
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Zur Gesamtübersicht: DSLWEB Breitband Report Deutschland
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