Connect Breitband Netz Test 2015
1&1 landet überraschend auf dem ersten Platz
Wie auch in den Vorjahren hat die Telekommunikationszeitschrift Connect im Jahr 2015 die großen Kabel- und DSL-Anbieter in ganz Deutschland mit strengen Bewertungsmaßstäben getestet. An der Spitze des Rankings hat sich einiges getan: 1&1 machte einen überraschenden Riesensprung vom vierten Platz auf den ersten und stößt somit den Langzeitfavoriten Telekom vom Thron. Auch überraschend ist der Fall von Unitymedia, welcher 2014 noch unter den Top 3 war und sich jetzt auf dem letzten Platz befindet.
Gesamtergebnis Connect Breitband Test 2015:
1. 1&1, sehr gut (449 Punkte)
2. Deutsche Telekom, gut (417 Punkte)
3. o2, gut (397 Punkte)
Wiederholt führte Connect in Zusammenarbeit mit dem Benchmarking-Dienstleister zafaco GmbH Festnetztests in ganz Deutschland durch. An insgesamt 36 Standorten wurden zu diesem Zweck 1,7 Millionen Testverbindungen in einem Zeitrahmen von nur 4 Wochen aufgebaut. Neben den bereits oben genannten Anbietern wurden von den bundesweiten Providern auch Vodafone, Kabel Deutschland und Unitymedia genauer unter die Lupe genommen. Die regionalen Anbieter EWE, M-net und NetCologne standen außer Konkurrenz, wurden jedoch auch untersucht und beurteilt.

Umstellung auf All-IP ist angesagt
Große Veränderungen werden nun schon seit einer Weile im Festnetzmarkt vorgenommen: Die Anbieter stecken mitten in dem Prozess, ihre Netze auf die günstigere und flexiblere All-IP-Technik umzustellen. Diese Überarbeitung bringt allerdings nicht nur Vorteile mit sich, sondern auch einige Herausforderungen. Es gilt weiterhin, das Netz leistungstechnisch auf der Höhe zu halten und in den zu bewertenden Kategorien "Sprachtelefonie", "Uploads und Downloads", "Webseiten und Gaming" sowie - dieses Jahr neu dabei - "Web-TV" eine gute Figur abzugeben.
Die maximal erreichbare Gesamtpunktzahl liegt auch in diesem Jahr bei 500, bestehend aus höchstens 200 Punkten für die Sprachtelefonie und jeweils 100 Punkten für die Kategorien Uploads/Downloads, Webseiten/Gaming und Web-TV.
Überraschender Sieg für 1&1
Nachdem 1&1 im Vorjahr mit dem vierten Platz relativ weit entfernt vom ersten Platz war, wurde leistungstechnisch in den vergangenen 12 Monaten kräftig nachgelegt: Nach der damaligen Gesamtpunktzahl von 421 schaffte 1&1 den Sprung auf satte 449 Punkte und ergatterte sich so den Gesamtsieg sowohl bei den bundesweiten als auch den regionalen Anbietern. Das Ergebnis ist überraschend, denn der Internetanbieter aus Montabaur kauft seine DSL- und VDSL-Dienstleistungen von der Telekom sowie von Vodafone, o2 und QSC ein. 1&1 kauft also einen Großteil seiner Services bei anderen Unternehmen, scheint dabei jedoch ein besonders glückliches Händchen gehabt zu haben. Zusätzlich dazu überzeugt der Anbieter in praktisch allen Kategorien und liefert unter anderem die schnellste Reaktionszeit bei Downloads mit parallelem Upload. Mit einem Connect-Urteil von 449 Punkten und der Note "sehr gut" kann 1&1 mehr als zufrieden sein.
Gute Ergebnisse für den zweiten und dritten Platz
Mit der Testnote "gut" und einer Punktzahl von 417 kann sich die Telekom, trotz des Absturzes auf den zweiten Platz ruhigen Gewissens auf die Schulter klopfen. Mit durchweg guten Leistungen konnte der Marktführer zumindest seinen Platz auf dem Siegertreppchen beibehalten und sich nur knapp hinter 1&1 niederlassen. Auch die Umstellung auf die IP-Technik scheint der Bonner Konzern im Griff zu haben. Letztendlich scheint die Telekom unter anderem an dem standardmäßig gelieferten Router Speedport W724V, welcher bei voller Belastung mit der stärkeren Fritzbox 7490 von 1&1 nicht mithalten konnte, gescheitert zu sein. Dennoch hat die Telekom in den nächsten Monaten die Chance, diese und weitere Makel in Angriff zu nehmen, um sich den ersten Platz zurück zu erkämpfen.
2015 mischt auch o2 das Siegertreppchen auf und belegt den dritten Platz mit 397 Punkten und dem Urteil "gut". Im Vorjahr befand sich der Anbieter aus München noch auf dem letzten Platz. Insgesamt schneidet auch o2 gut ab und liegt in nahezu allen Kategorien dicht hinter der Telekom und 1&1. Nur bei der Sprachtelefonie sieht es weniger rosig aus: Der Anrufaufbau innerhalb des eigenen All-IP-Netzes braucht mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 1,5 Sekunden am längsten von allen getesteten Internetanbietern. Ansonsten liefert auch o2 gute Ergebnisse und erringt alles in allem einen guten dritten Platz.
Solide Leistungen auf den hinteren Plätzen
Bei Vodafone hat sich an der Gesamtplatzierung seit 2014 vergleichsweise wenig getan, dennoch hat es für einen Aufstieg vom fünften auf den vierten Platz gereicht. Probleme traten bei dem noch immer andauernden Netzum- bzw. -ausbau auf. Die Netzleistung leidet aufgrund dessen ein wenig. Weiterhin schwächelte Vodafone bei den Testverbindungen aus dem Vodafone-Mobilfunknetz ins eigene All-IP-Netz, besonders bei den Sprachlaufzeiten. Auch in Sachen Datenleistung konnte das Düsseldorfer Unternehmen nicht sonderlich gut abschneiden. Positiv aufgefallen sind aber die von zafaco allgemein ermittelten geringen Fehlerraten und die im Bereich des Web-TVs geringen "Rebuffering"-Zeiten bei insgesamt guter Bildqualität. Bewertet wurde der Provider mit einer Gesamtpunktzahl von 374 und der Note "befriedigend".
Seit April 2014 gehört Kabel Deutschland offiziell zu Vodafone - zu diesem Zeitpunkt allerdings noch mit einem weitgehend getrennten Netz. Auf Wunsch von Kabel Deutschland wurden die Testverbindungen ihres Netzes unabhängig von Vodafone bewertet, in der Rangfolge liegen die beiden Anbieter allerdings nicht weit voneinander entfernt. Minuspunkte sammelte der Anbieter vor allem im Bereich der Daten sowie bei den Web-Services. Hier wurden überdurchschnittlich hohe Auflösungszeiten bei der Bearbeitung von DNS-Anfragen zu ETSI-Keppler-Referenzseiten ermittelt. Auch die Antwortzeit beim Abruf von HD-Videos könnte sich laut den Testergebnissen verbessern. Mit einem Connect-Urteil von 348 Punkten und der Note "befriedigend" landet Kabel Deutschland letztendlich auf den fünften und somit vorletzten Platz.
Einen herben Rückschlag musste Unitymedia im diesjährigen Connect Test einstecken: Während sich der Kölner Anbieter noch im Vorjahr auf dem zweiten Platz sonnte, wurde er diesmal auf den letzten Platz katapultiert. Ein Grund dafür könnte die bislang noch nicht vollständig durchgeführte Zusammenführung von Kabel BW und Unitymedia sein. Obwohl Kabel BW bereits im Jahr 2012 von Unitymedia übernommen wurde, scheint die Zusammenführung der Kabelnetze noch nicht vollkommen vollzogen zu sein. Auch die weniger positiven Ergebnisse in der Sprachdisziplin haben ihre Auswirkungen - hier erreichte der Provider die zweitschlechteste Gesamtpunktzahl. Mit 333 Punkten und der Note "befriedigend" bildet Unitymedia also das Schlusslicht der bundesweiten Kabelanbieter.
Regio-Anbieter sind nur bedingt gute Alternativen
In der diesjährigen Ausgabe des Connect-Festnetztests wurden die Regionalanbieter EWE, M-Net und NetCologne geprüft. Bewertet wurden sie nach demselben Schema wie die bundesweiten Anbieter, allerdings in der Endabrechnung außer Konkurrenz gelistet. Als Alternative zu 1&1, Telekom und Co. sind sie nur beschränkt zu bezeichnen, da sie sich nur für diejenigen eignen, die sich in den von den Anbietern versorgten Gebieten befinden.
Im Test am besten abgeschnitten hat EWE mit der Note "gut" und einer Punktzahl von 408. Damit würde sich das Energieversorgungsunternehmen dicht hinter 1&1 und der Telekom befinden. Neben IP-basierten Sprachdiensten, einer sehr schnelle Reaktionszeit beim Upload mit parallelem Download und auch ansonsten überzeugenden Ergebnissen in allen anderen Kategorien, bringt der regionale Anbieter praktisch dasselbe Leistungspaket mit wie seine bundesweiten Kollegen. Wer also auf Rügen, in Brandenburg oder zwischen der Ems und Elbe angesiedelt ist, kann EWE als interessante Alternative zu den bundesweiten Providern in Betracht ziehen.
Den zweiten Platz belegt M-net mit 356 Punkten und der Note "befriedigend". Der Münchner CityNetz-Carrier versorgt neben seiner Heimatstadt unter anderem Gebiete in Baden-Württemberg, Hessen und Bayern. Alles in allem bringt M-Net solide Leistungen mit, bietet mittlerweile auch IP-Telefonie an und punktet mit seiner Sprachverbindung, welche auch bei zu hoher Datenlast aufgebaut werden kann. In Sachen Sprach- und Datenverbindungen schwächelt der Regio-Anbieter allerdings auch ein wenig: Während der Testphase verfügte M-Net über die längste Aufbauzeit bei Verbindungen zu anderen All-IP-Netzen, auch das Abspielen von HD-Videos auf YouTube nahm besonders viel Zeit in Anspruch.
Auf dem letzten Platz landet NetCologne. Der in Köln ansässige Regionalanbieter bietet seine Leistungen im Raum Köln/Bonn sowie den umliegenden Gebieten an. Obwohl auch dieser Provider mittlerweile über IP-Telefonie, Breitbandinternet und diverse Mobilfunk-Komponenten verfügt, konnte er im Test mit 280 Punkten und der Note "ausreichend" nicht sonderlich überzeugen. Schuld daran ist vor allem die Sprachqualität. Abzüge gab es hier für die Voice-over-IP-Verbindungen über das Festnetz sowie bei den Testverbindungen von und zum Mobilfunknetz. Auch die sehr langsamen Downloadzeiten von Webseiten haben den Regio-Anbieter nicht in das beste Licht gerückt.