Q4 2013: Kann VDSL Vectoring die Trendwende im Festnetzgeschäft bringen?
Breitband Report Deutschland Q4 2013
Es bleibt dabei: Für die Kundenzuwächse im Festnetz sind weiter in erster Linie die großen Kabelnetzbetreiber verantwortlich. Aus der Riege der klassischen DSL Anbieter kann auch zum Jahresende einzig 1&1 Kunden hinzugewinnen.
Um technisch zur aktuell übermächtigen Kabel-Konkurrenz aufzuschließen, setzen sie auf einen Vorstoß der Telekom - der Marktführer muss es richten. Insgesamt steigt die Zahl der von den sechs größten deutschen Festnetz-Anbietern geschalteten Breitband-Internetzugänge im Q4 2013 um 151.000 auf rund 25,8 Millionen an.
1&1 weiterhin einziger Gewinner unter DSL Anbietern
Die Zahl der DSL Kundenverträge in Deutschland stagniert weiterhin, auch für das Q4 2013 ergab sich für die vier großen deutschen DSL Anbieter ein knappes Minus von 31.000 DSL Kunden. Bis auf 1&1 DSL haben dabei alle großen DSL Provider mit rückläufigen Kundenzahlen zu kämpfen. Das schließt selbst den unangefochtenen Marktführer Telekom ein, der unterm Strich 23.000 DSL Verträge eingebüßt hat und das Jahr mit 12,36 Millionen DSL Verträgen abschloss.
Schon im Q3 2013 hatte 1&1 die Marke von 3,5 Millionen Festnetz-Breitbandkunden erreicht. Auch im Q4 konnte 1&1 sein stetes Wachstum fortsetzen und 60.000 zusätzliche DSL Verträge gewinnen. Damit hat 1&1 - zumindest für den Moment - seinen Abstand auf die Konkurrenz weiter vergrößert, denn auch zum Jahresende gelang weder o2 noch Vodafone die Trendwende im Festnetzgeschäft.
Mit 2,6 Millionen DSL Kundenverträgen hatte o2 im Q2 2011 seinen bisherigen Zenit erreicht - seitdem hat die deutsche Telefónica-Marke stetig Breitbandkunden eingebüßt. Nach einem erneuten Minus von 22.000 Verträgen zählte o2 DSL zum Ende des Q4 2013 nun noch 2,44 Millionen Breitband-Kunden.
Bei Vodafone läuft es derzeit sogar noch schlechter: Seit Ende 2010 hat die einstige Nummer Zwei auf dem deutschen DSL Markt rund 500.000 DSL Kunden verloren, im Q4 2013 fiel die Zahl der Vodafone DSL Kunden nun erstmals seit 2008 unter 3 Millionen.
Aufholjagd mit VDSL Vectoring und LTE Hybrid-Lösungen
Von der Schwäche der DSL Anbieter profitieren in erster Linie die Kabelnetzbetreiber - während über das TV-Kabel derzeit bereits Bandbreiten von bis zu 150 Mbit/s angeboten werden, ist die maximale Download-Geschwindigkeiten herkömmlicher VDSL Anschlüsse auf 50 Mbit/s begrenzt.
Zu den Kabelanbietern aufzuschließen, wird schwierig für die angestammten DSL Anbieter. Denn der Netzausbau, vor allem die Einrichtung von leistungsstarken Glasfaser-Hausanschlüssen, ist mit extremen Kosten verbunden. Große Hoffnung setzen die DSL Anbieter deshalb auf das neue "VDSL Vectoring"-Verfahren, mit dem sich auf Basis der bestehenden VDSL Technik Bandbreiten von bis zu 100 Mbit/s umsetzen lassen.
In diesem Zuge hat die Telekom auch angekündigt, den Ausbau ihrer VDSL-Infrastruktur verstärkt voranzutreiben. Das erklärte Ziel der Telekom ist es, VDSL Vectoring bis 2016 für rund 65 Prozent der deutschen Haushalte verfügbar zu machen. Die Aufschaltung der ersten Vectoring-Anschlüsse soll in der zweiten Jahreshälfte 2014 erfolgen. Der Telekom dürfte damit in nächster Zeit eine entscheidende Vorreiterrolle zukommen, denn die Konkurrenten Vodafone und Telefónica haben bereits angekündigt, für ihre Festnetz-Produkte in Zukunft verstärkt auf die VDSL Infrastruktur des Marktführers zu setzen. Entsprechende Kooperationsverträge mit Vodafone, o2 und 1&1 existieren bereits.
Dazu kommt, dass sich gerade Vodafone und o2 in erster Linie als Mobilfunkanbieter sehen. Zwar folgen sie weiterhin dem Ideal des integrierten Telekommunikationsanbieters, allerdings sollen die eigenen Festnetzangebote vor allem dem Mobilfunkbereich neue Kunden zuführen und im Rahmen von konvergenten Produkten die Kundenbindung erhöhen. Der verstärkte Ausbau der Mobilfunknetze könnte allerdings auch der Festnetzversorgung zugute kommen: Neben der Vectoring Technik sollen in absehbarer Zeit spezielle Hybrid-Router für ein zusätzliches Geschwindigkeitsplus im Festnetz sorgen, die VDSL und LTE-Mobilfunk kombinieren und so bis zu 250 Mbit/s im Download liefern können.
Kabel Internet Anbieter bleiben Wachstumstreiber
Die großen deutschen Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland und Unitymedia KabelBW sind auch im Q4 2013 gewohnt stark aufgetreten. Insgesamt legten sie im Zeitraum von September bis Ende Dezember um knapp 182.000 auf 4,7 Millionen Internet-Kundenverträge zu. Kabel Deutschland konnte die Zahl seiner Breitband-Abonnements dabei um 93.000 auf 2,01 Millionen steigern. Der Verbund aus Unitymedia und Kabel BW wiederum verzeichnete ein Plus von 89.000 Breitband-Verträgen und schloss das Jahr mit 2,58 Millionen geschalteten Internet-Anschlüssen ab.
Die Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone ist in der Zwischenzeit weiter vorangeschritten. Am 1. April 2014 ist nun schließlich auch ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen den beiden Unternehmen in Kraft getreten. Die Weichen für die künftige Rollenverteilung sind dabei längst gestellt - während sich Vodafone auf das Mobilfunkgeschäft konzentriert, wird Kabel Deutschland die Regie im Festnetzbereich übernehmen. Auch wenn die Gesamtzahl der Breitbandkunden des neuen Verbunds noch längst nicht an die des Marktführers heranreicht, existiert durch das gemeinsame Kabel-, Glasfaser- und LTE-Netz von Vodafone und Kabel Deutschland nun auch im Festnetz-Markt ein ernstzunehmender Rivale für die Deutsche Telekom.
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