Q4 2010: Zum Jahresende nimmt DSL Neukundengeschäft wieder an Fahrt auf
Breitband Report Deutschland Q4 2010
Die Zahl der in Deutschland geschalteten Festnetz-Breitbandverbindungen belief sich Ende 2010 auf 26,2 Millionen. Mit 23 Millionen Kunden-Verträgen halten die klassischen DSL Anbieter nach wie vor den höchsten Marktanteil. Die Kabel Internet Produkte der Kabelnetzbetreiber gewinnen beständig weiter an Beliebtheit. Im Q4 2010 wurden über diese Technik bereits 2,6 Millionen Breitband-Anschlüsse realisiert.
DSL Geschäft zieht zum Jahresende wieder an
Das traditionell starke 4. Jahresquartal bescherte den DSL Anbietern auch 2010 deutlich gesteigerte Neukundenzahlen. Mit rund 177.000 zusätzlichen DSL Verträgen kletterte die Zahl der von den fünf größten deutschen DSL Anbietern geschalteten DSL Anschlüsse im Q4 2010 auf 21,852 Millionen. Während die Telekom nach dem enttäuschenden Q3 2010 zu alter Stärke zurückgefunden hat, konnte sich vor allem das Tandem aus o2 und Alice DSL durch ein starkes Kundenwachstum hervortun.
Deutsche Telekom erholt sich von Rückschlag
Die Deutsche Telekom, der traditionelle Wachstumsgarant auf dem deutschen DSL Markt, muss inzwischen immer wieder Rückschläge einstecken. So war die Zahl der neu geschalteten Telekom DSL Anschlüsse im Q3 2010 - wie bereits im Jahr zuvor - um mehr als die Hälfte eingebrochen. Nachdem es das Unternehmen im Q2 2010 noch auf 130.000 Neuzugänge gebracht hatte, stand für das Q3 unterm Strich nur noch ein vergleichsweise schmales Plus von 49.000 Netto-Neuanschlüssen.
Das Q4 2010 brachte nun eine deutliche Erholung, auch wenn die Telekom mit 110.000 zusätzlichen DSL Verträgen nicht ganz an ihre Ergebnisse aus dem Q2 (+130.000) oder Q1 2010 (+ 188.000) anknüpfen konnte. Ein entscheidender Faktor für das gute Abschneiden der Telekom war die erfolgreiche Eindämmung der Abwanderung von bestehenden Kunden an die Konkurrenz. Nach Angaben des Unternehmens ist die Zahl dieser Anschlussverluste im Laufe des Jahres stetig zurückgegangen und hat im Q4 2010 schließlich den niedrigsten Stand seit 5 Jahren erreicht.
Das Jahresziel für sein Internet-Fernsehen Telekom Entertain hat der Marktführer derweil sicher eingefahren. Angepeilt waren 1,5 Millionen vermarktete Entertain-Pakete, letztlich waren bis zum Jahresende 1,6 Millionen Einheiten zusammengekommen. Die Zahl der tatsächlich geschalteten Entertain-Anschlüsse belief sich zum 31. Dezember 2010 auf 1,2 Millionen.
Vodafone DSL weit entfernt von alter Stärke
Auch bei Vodafone DSL haben sich die Neukundenzahlen wieder stabilisiert. Nach einer langen Wachstumsperiode hatte der Anbieter im Q2 2010 zum ersten Mal einen effektiven Verlust von 6.000 Anschlüssen zu verkraften. Mit 15.000 Netto-Neuanschlüssen im Quartal darauf konnte Vodafone diesen Rückgang jedoch wieder ausgleichen und kam im letzten Jahresquartal auf ein effektives Plus von 22.000 DSL-Verbindungen. Zumindest im Festnetz-Geschäft scheint die Zeit der Höhenflüge damit auch bei Vodafone vorerst beendet zu sein. Zum Vergleich: Noch im Q4 2009 hatte Vodafone einen Zuwachs von 131.000 DSL Kunden verbuchen können. Mit rund 3,5 Millionen DSL Anschlüssen hat sich die Zahl der von Vodafone bereitgestellten Festnetz-Anschlüsse nun fürs Erste auf hohem Niveau eingependelt.
Festnetz-Flaute bei 1&1 DSL
Für 2010 kann die ehemalige Nummer Zwei auf dem deutschen DSL Markt für 2010 auf einen Zuwachs von 130.000 Kundenverträgen verweisen. Das deutliche Plus ist jedoch nur dem Umstand geschuldet, dass auch 1&1 zur Jahresmitte erfolgreich mit eigenen mobilen Datenprodukten gestartet ist und seitdem 180.000 zusätzliche Verträge in diesem Bereich abschließen konnte. Betrachtet man allein die Festnetz-Verträge, ergibt sich ein anderes Bild: Nach dem Nullwachstum im 1. Halbjahr hat 1&1 DSL im zweiten Halbjahr unterm Strich sogar noch einmal 50.000 Festznetz-Kunden eingebüßt.
Insgesamt kam 1&1 zum Abschluss des Q4 2010 auf 3,26 Millionen DSL Verträge. Mit 2,32 Millionen verfällt der Löwenanteil dabei inzwischen auf die gewinnträchtigeren Komplettpakete, die Zahl der von der Telekom angemieteten Resale-Verbindungen wiederum ging im Jahresverlauf um weitere 550.000 auf 1,04 Millionen zurück. Darüber hinaus stellt 1&1 noch etwa 100.000 Schmalband-Anschlüsse bereit.
o2 und Alice DSL können weiter zulegen
Seit Ende 2008 musste sich Alice immer wieder mit teils heftigen Anschlussverlusten herumplagen. Nach der Übernahme durch o2 scheint nun aber die Trendwende geschafft. Im Q4 2010 kamen die beiden Unternehmen gemeinsam auf 84.000 Neuanschlüsse und konnten so ein großes Stück zur Konkurrenz aufholen. Zwar liegt o2 mit 2,53 Millionen DSL Verträgen im Ranking der kundenstärksten DSL Anbieter noch deutlich hinter 1&1, sollten sich die derzeitigen Trends bei den Kundenzahlen jedoch weiter fortsetzen, könnte der Mobilfunker rasch zur aktuellen Nummer Drei aufschließen.
Versatel fokussiert sich auf Geschäftskunden
Selbst die Telekom sieht die Zukunftsperspektiven des Festnetz-Geschäfts äußerst nüchtern. Da der Markt für klassische Breitband-Verbindungen über das Festnetz nahezu gesättigt sei, werde das Geschäft auf absehbare Zeit vor allem durch Anschlussverluste geprägt sein. Als Konsequenz richten die großen Anbieter ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf neue Wachstumsbereiche wie Dienstleistungen für Geschäftskunden, Web-Applikationen und vor allem den Boom-Markt mobiles Internet.
Beim Provider Versatel ist das Privatkunden-Geschäft inzwischen sogar komplett in den Hintergrund gerückt. In Anbetracht der "geringen Wachstumsperspektiven" und des "preisaggressiven" Wettbewerbs in diesem Segment will sich das stark verschuldete Unternehmen in Zukunft auf den einträglicheren Geschäftskunden-Bereich konzentrieren. Der Bestand der Versatel Privatkunden ging im Q4 2010 unterdessen erneut um 19.100 zurück und belief sich zum Jahresende damit auf 615.000.
Immer stärkere Konkurrenz durch Kabel Internet
Die zunehmende Sättigung des Marktes ist nicht der einzige Grund für die stetig schwindenden Neukundenzahlen bei den DSL Anbietern. Statt für den klassischen DSL Anschluss entscheiden sich nämlich immer mehr Kunden für Breitband-Produkte der Kabel Internet Anbieter. Die drei großen überregionalen Netzbetreiber Kabel BW, Unitymedia und Kabel Deutschland konnten ihr beständiges Wachstum so auch im Q4 2010 weiter fortsetzen und zusammen 158.000 neue Kabel Internet Anschlüsse bereitstellen.
Bereits im November 2010 berichteten erste Nachrichtenagenturen vom bevorstehenden Börsengang von Kabel BW, wobei sich der schwedische Finanzinvestor EQT stets die Möglichkeit offenhielt, das Unternehmen stattdessen weiter zu halten oder zu verkaufen. Kurz vor dem für das 1. Halbjahr 2011 vorgesehenen Börsenstart entschied sich EQT dann doch für die dritte Option und verkaufte Kabel BW schließlich für 3,2 Milliarden Euro an den amerikanischen Medienkonzern Liberty Global. Ob dieser Deal aber tatsächlich wie geplant zustande kommen kann, liegt in der Hand der Kartellbehörden. Im November 2009 hat Liberty Global nämlich bereits Unitymedia übernommen und schon früher äußerten sich die Wettbewerbshüter skeptisch zu einer möglichen Fusion unter den großen Kabelnetzbetreibern.

Grafiken und Zahlenmaterial zur DSL Marktentwicklung
Im DSLWEB Pressebereich finden Sie weitere Grafiken mit Informationen zur Kundenentwicklung auf dem deutschen Breitband-Markt. Für die Veröffentlichung in Online- und Printmedien sind die Schaubilder dort in verschiedenen Datei-Formaten hinterlegt: DSLWEB Pressebereich
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Bei den Berichten zu einzelnen Quartalen handelt es sich zwangsläufig um Momentaufnahmen. Trends und historische Entwicklungen allerdings zeichnen sich erst über längere Zeiträume ab.
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Zur Gesamtübersicht: DSLWEB Breitband Report Deutschland
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