Q3 2012: Zahl der klassischen DSL Anschlüsse abermals rückläufig
Breitband Report Deutschland Q3 2012
Noch immer basiert die überwiegende Mehrheit der Breitband-Internetzugänge in Deutschland auf DSL Technik. Inzwischen hat dieses Segment jedoch seine Wachstumsgrenze erreicht. Auf dem ohnehin gesättigten Festnetz-Markt entscheiden sich Neukunden und Anbieterwechsler statt für einen DSL Anschluss zudem vermehrt für andere Techniken, allen voran Kabel Internet. Während die großen deutschen Kabelprovider um weitere 177.000 Breitbandkunden zulegen konnten, haben die vier wichtigsten DSL Anbieter im Q3 2012 unterm Strich 79.000 DSL Verträge eingebüßt.
DSL Anbieter: Neue Techniken und Zusatzangebote stützen Festnetz-Geschäft
Zum Quartalsende am 30. September 2012 haben die vier wichtigsten deutschen DSL Anbieter insgesamt 21,39 Mio. DSL Verträge auf sich vereint. Eine deutliche Steigerung der Gesamtkundenzahl ist in absehbarer Zeit nicht mehr zu erwarten, vielmehr zeigt die Trendkurve weiter nach unten. Selbst bei der Deutschen Telekom, lange Zeit der Wachstumsmotor auf dem DSL Markt, stagniert die Zahl der DSL Verträge inzwischen. Im Q3 2012 konnte der Marktführer unterm Strich nur noch etwa 10.000 DSL Neukunden gewinnen - was im Anbetracht der 12,42 Millionen bestehenden Telekom DSL Anschlüsse letztlich Nullwachstum bedeutet.
Gleichzeitig zeigt das Beispiel der Telekom sehr deutlich, wohin sich das Festnetz-Geschäft in Zukunft entwickeln wird: Obwohl die Telekom darüber hinaus innerhalb eines Jahres rund 1 Million Festnetz-Telefonanschlüsse verloren hat (teils kompensiert durch Kundenmigration auf DSL Komplettpakete), konnte das Unternehmen dennoch ein Umsatzplus innerhalb der Festnetz-Sparte verzeichnen. Dies liegt vor allem daran, dass immer mehr Telekom Kunden höherwertige Angebote buchen.
So kletterte etwa die Zahl der von der Telekom bereitgestellten VDSL Anschlüsse im Q3 um 85.000 auf 805.000. Deutlich zugelegt hat auch die Abonnentenzahl des TV-Angebots Telekom Entertain, die um 76.000 auf 1,9 Millionen gestiegen ist. Hier konnte die Telekom zudem die Quote der hinzugebuchten Pay-TV Pakete mit Spartensendern und vor allem zusätzlichen HD-Inhalten erhöhen. Unterm Strich haben die TV-Umsätze innerhalb der letzten 12 Monate so um insgesamt 30,6 Prozent zugenommen.
Erfolgreiche Trendwende bei 1&1, weitere Anschlussverluste bei der Konkurrenz
Der große Gewinner unter den DSL Anbietern ist in diesem Quartal 1&1. Nachdem die letzten beiden Jahre für den Provider von Anschlussverlusten geprägt waren, konnte 1&1 seit Beginn 2012 wieder effektive DSL Kundenzugewinne verbuchen. Mit einem Plus von 40.000 DSL Verträgen im Q3 2012 hat der Provider sogar die Telekom in Sachen Wachstum überholt. Die Zahl der 1&1 DSL Kunden lag zum 30. September wieder bei 3,26 Millionen, was dem Stand von Ende 2010 entspricht.
Den beiden anderen großen Verfolgern der Telekom ist es hingegen noch immer nicht gelungen, das Ruder herumzureißen. So musste der Anbieter o2 im Q3 2012 ein effektives Minus von 61.000 DSL Verträgen verkraften und kommt so auf 2,43 Millionen DSL Kunden. Der DSL Kundenbestand von Vodafone verringerte sich im gleichen Zeitraum um 68.000 auf 3,28 Millionen Verträge. Damit dürfte sich bewahrheiten, was sich schon in den letzten Monaten abgezeichnet hat: Aller Voraussicht nach wird Vodafone seine Position als kundenstärkster DSL Anbieter hinter der Telekom noch dieses Jahr wieder an 1&1 verlieren.
Dies gilt jedoch nur, wenn lediglich die klassischen DSL- bzw. VDSL-Verbindungen berücksichtigt werden. Über sein Mobilfunknetz bietet Vodafone nämlich schon seit Frühjahr 2011 auch LTE Lösungen für Zuhause an, die in schlechter erschlossenen Regionen den festnetzbasierten Internetzugang ersetzen können. Inzwischen wird diese DSL Alternative von 232.000 Vodafone Kunden genutzt.
Kabel Internet wächst kräftig, Telekom treibt Wiedereinstieg voran
Die großen deutschen Kabelnetzbetreiber konnten die Zahl ihrer Internet-Abonnements abermals kräftig ausbauen. Kabel Deutschland brachte es im Q3 2012 so auf 74.000 Neukunden, während die inzwischen im Verbund Unitymedia KabelBW aufgegangenen Marken Unitymedia und Kabel BW zusammen 94.500 zusätzliche Kabel Internet Zugänge schalten konnten.
Beide Unternehmen treten weiterhin aggressiv auf und investieren nach eigenen Aussagen aktuell rund ein Viertel ihrer Umsätze in den Ausbau ihrer Netz-Infrastruktur. Damit wächst auch die Verfügbarkeit der modernen DOCSIS 3.0 Verbindungen, über welche die Kabel Internet Provider schon jetzt weit höhere Geschwindigkeiten als die DSL Anbieter bereitstellen können. Kabel Deutschland bietet diese schon für mehr als 10 Millionen der 15,3 Millionen Haushalte in seinem Netz an, Unitymedia KabelBW kann sogar eine Abdeckung von 96 Prozent der 12,6 Millionen erreichbaren Haushalte vorweisen.
Das weckt natürlich Begehrlichkeiten: Zum einen sprechen sich die DSL Anbieter schon länger für eine Öffnung der Kabelnetze aus, zum anderen arbeitet die Telekom inzwischen sogar konkret an ihrem Wiedereinstieg in den Kabelmarkt. Nach einer Kooperation mit dem Wohnungsunternehmen Deutsche Annington im letzten Jahr hat die Telekom nun eine Zusammenarbeit mit dem Kabelbetreiber ANTEC angestoßen und soll darüber hinaus auch zum Bieterkreis für den Kabelprovider Primacom zählen.
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