Q3 2011: Zusatzdienste sollen stagnierendem DSL-Markt neue Impulse geben
Breitband Report Deutschland Q3 2011
Die Gesamtzahl der in Deutschland geschalteten Festnetz-Breitbandzugänge kletterte im 3. Quartal 2011 auf insgesamt 26,9 Millionen. Statt für den klassischen DSL Anschluss entscheiden sich Neukunden und Wechsler inzwischen jedoch häufiger für den Internetzugang über das TV-Kabel. Während die drei großen deutschen Kabel Internet Anbieter im 3. Quartal 2011 insgesamt 165.600 Internet-Kunden gewinnen konnten, verblieb die DSL Kundenzahl der fünf größten DSL Provider auf dem Niveau des vorangegangenen Quartals.
Zahl der DSL Anschlüsse weitgehend stabil
Trotz des sich immer weiter abschwächenden Neukunden-Geschäfts, hatte die Gesamtzahl der von den Top Fünf der deutschen DSL Anbieter bereitgestellten DSL Breitbandzugänge bis zuletzt ununterbrochen zugelegt. Im 3. Quartal 2011 ergab sich nun jedoch zum ersten Mal ein effektives Nullwachstum. Mit einem leichten Minus von 8.400 DSL Verträgen belief sich die Zahl der von den fünf kundenstärksten deutschen DSL Providern geschalteten DSL Anschlüsse zum 30. September auf 22,026 Millionen.
Vodafone DSL und 1&1 können Kundenabwanderung eindämmen
Entgegen dem insgesamt rückläufigen Trend im Neukundengeschäft hat sich die Kundenentwicklung bei den meisten Anbietern im Vergleich zum Q2 2011 stabilisiert. So fielen die Anschlussverluste sowohl bei Vodafone (- 9.000 DSL Verträge) als auch bei 1&1 DSL (- 10.000 DSL Verträge) deutlich geringer aus als noch in den ersten beiden Quartalen 2011. Der Marktführer Deutsche Telekom wiederum schnitt im Q3 mit 48.000 zusätzlichen DSL Kunden deutlich schlechter ab als im 1. Halbjahr 2011. Allerdings bewegte sich die Zahl der Netto-Neukunden damit auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahresquartal (+ 49.000 DSL Verträge im Q3 2010).
Einen spürbaren Einbruch erlebten dagegen die beiden deutschen Telefónica Marken o2 und Alice. Das Telefónica-Gespann, das seit dem 2. Quartal 2010 nach der Telekom durchgehend die höchsten DSL Kundenzugewinne verzeichnen konnte, verlor im Laufe des 3. Quartals 2011 insgesamt 17.000 DSL Anschlüsse. Versatel arbeitet derweil nach wie vor an seiner Neuerfindung als B2B-Provider. Das Privatkunden-Segment, das zwar weiterhin den größten Anteil am Unternehmensumsatz hat (37% im Q3 2011), rückt infolgedessen zunehmend in den Hintergrund. Die bereits seit zwei Jahren rückläufige Zahl der Versatel DSL Privatkunden sank im Q3 2011 um weitere 20.400 auf 582.200.
Fernsehen über den Internetzugang auf dem Weg in den Massenmarkt
Zwar ist derzeit das mobile Internet der größte Wachstumstreiber auf dem Telekommunikationsmarkt, gleichzeitig kommt aber auch das stagnierende Festnetzgeschäft durch Zusatz-Angebote wie IPTV- und Video-on-Demand-Dienste wieder in Bewegung. So brachte es Telekom Entertain, das TV-Angebot der Deutschen Telekom, zum 30. September 2011 auf 1,375 Millionen Abonnenten. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Entertain Kundenstamm damit um 32 Prozent angewachsen. Äußerst erfolgreich verlief die Markteinführung der Angebotsvariante Telekom Entertain Sat. Erst seit dem 1. September erhältlich, wurden bis Monatsende schon mehr als 50.000 Einheiten vermarktet Die Zahl der bereits aktivierten Entertain Sat Zugänge belief sich zum 30. September auf 14.000.
Für das seit Februar erhältliche Konkurrenz-Produkt Vodafone TV fanden sich bis zum Ende des Q3 2011 insgesamt 34.000 Abonnenten. Neben dem Zugriff auf das IPTV-Angebot ermöglicht die mitgelieferte Hardware den TV-Empfang über Kabel- oder Satellit. Vodafone TV kann damit wie Telekom Entertain Sat als Hybrid-Lösung eingesetzt werden, wodurch die Verfügbarkeit der beiden Angebote immens steigt. Zusatzdienste wie die integrierte Online-Videothek und der elektronische Programmführer lassen sich auch über weniger leistungsstarke DSL Verbindungen abrufen.
Nach dem erfolgreichen Marktstart von Vodafone TV dürfte es auch nicht lange dauern, bis das neue Angebot die Abonnentenzahl von Alice TV eingeholt hat. Dem IPTV-Service, der bereits seit 2006 zu den DSL Komplettpaketen von Alice angeboten wird, blieb der Durchbruch bisher nämlich verwehrt und so kam er auch zum Ende des Q3 2011 auf lediglich 83.000 Abonnenten.
Weiterhin rasches Wachstum bei den Kabelnetzbetreibern
Während die DSL Anbieter mit hohem Werbedruck in das Fernsehgeschäft drängen, nehmen ihnen die Kabelnetzbetreiber mit ihren Internetprodukten weiter Marktanteile ab. Alle drei großen deutschen Kabel Internet Provider konnten ihre Neukundenzahlen im Q3 2011 sogar noch erhöhen. Besonders hoch fiel der Zuwachs bei Unitymedia aus. Der in Hessen und Nordrhein-Westfalen aktive Anbieter steigerte die Zahl der von ihm bereitgestellten Breitband-Internetzugänge um ganze 63.700 auf 964.200 (zzgl. 5.900 Schmalband-Verbindungen). Der kundenstärkste deutsche Kabelnetzbetreiber bleibt jedoch Kabel Deutschland, der um 62.900 auf 1,377 Millionen Internet-Abonnements zulegen konnte. Kabel BW wiederum konnte in seinem Stammland Baden-Württemberg 39.000 weitere Internet-Kunden gewinnen und kam zum 30. September 2011 auf insgesamt 779.000 Breitband-Verträge. Insgesamt vereinen Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW damit mehr als 3,1 Millionen Internet-Kunden auf sich, was einem gemeinsamen Marktanteil von 11,6 Prozent entspricht.
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