Q2 2017: Großreinemachen fürs Gigabit-Internet

DSLWEB Breitband Report Deutschland Q2 2017

Um den Weg für die Einführung von Gigabit-Internet über das TV-Kabel frei zu machen, stellt Unitymedia die analoge Verbreitung von Kabelfernsehen im Juni 2017 endgültig ein. Auch die Telekom arbeitet weiter an der Komplett-Digitalisierung ihrer Netze - und kündigt dafür Tausende Kundenverträge auf.

von Ingo Hassa
Aktualisiert 23.02.2018
Breitband Report Q2 2017 - Großreinemachen fürs Gigabit-Internet
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Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Kundenwachstum auf dem deutschen Festnetz-Breitbandmarkt im Q2 2017 wieder etwas abgeschwächt. Dennoch konnten sowohl die Kabel Internet Anbieter als auch die klassischen DSL Anbieter zwischen April und Ende Juni ordentliche Zuwächse verbuchen.

So steigerten die drei großen deutschen Kabelnetzbetreiber Vodafone, Unitymedia und Tele Columbus die Gesamtzahl ihrer aktiven Internet Abonnements innerhalb dieser drei Monate um weitere 111.400 auf inzwischen über 7,34 Millionen. Die Zahl der DSL Kundenverträge bei Telekom, Vodafone, 1&1 und o2 legte derweil um 97.000 auf knapp 22,52 Millionen zu. Alles in allem ist der Gesamtbestand der Internet-Kundenverträge bei den sechs größten deutschen Festnetz-Breitbandanbietern damit um 208.400 auf 29,86 Millionen angewachsen.

Harte Migration: Telekom kündigt Tausenden Bestandskunden

Beim Marktführer Deutsche Telekom fiel das Netto-Vertragswachstum im Q2 2017 vergleichsweise gering aus. Unterm Strich konnte die Telekom nur leicht um 46.000 Verträge zulegen, was allerdings dennoch für einen kleinen Meilenstein reichte - die Gesamtzahl der Telekom DSL Kundenverträge kletterte damit erstmals über die Marke von 13 Millionen.

Das gebremste Vertragswachstum im Q2 ist laut der Telekom jedoch vollständig einem Sondereffekt geschuldet. Denn die lange laufende Überführung des Telekom Netzes auf eine volldigitale All-IP Infrastruktur ging jetzt noch einmal in eine heiße Phase. In einer weiteren Welle wurden etliche Bestandskunden, die noch analoge Telefonanschlüsse bzw. ISDN Anschlüsse nutzten wurden von der Telekom über die geplante Umstellung informiert. In vielen Fällen, in denen Kunden auf die Kontaktversuche nicht reagiert haben, blieb der Telekom am Ende jedoch nur die sogenannte "harte Migration" - sprich die Kündigung des Altvertrags durch den Anbieter. Rechne man diese mehr als 20.000 im Q2 erfolgten Zwangskündigungen heraus, hätte sich für das Q2 2017 ein Plus von rund 70.000 Breitband-Kundenverträgen ergeben - und damit ein zum Vorjahresquartal vergleichbarer Wert.

Vodafone knackt die Festnetz-Milliarde

Auch Vodafone konnte im Q2 2017 einen neuen Meilenstein abhaken: Zum ersten Mal in der Firmengeschichte überschritt der Festnetz-Serviceumsatz von Vodafone Deutschland innerhalb eines Quartals die Marke von einer Milliarde Euro. Im Vergleich zum Q2 2016 war dieser nochmals um 3,4 Prozent angezogen.

Bei den Internet-Kundenzahlen gab es ebenfalls Positives zu vermelden: Insgesamt legte die Zahl der Vodafone Breitbandverträge zwischen April und Ende Juni um 99.000 auf 6,36 Millionen zu, wobei sowohl die DSL Sparte als auch das Kabelsegment auf solide Zuwächse kamen. Dabei geht die Schere zwischen den beiden Segmenten übrigens längst nicht mehr so weit auf wie bislang gewohnt - auch, da sich die zeitweise stark forcierte Migration von DSL Bestandskunden auf die Kabel-Technologie inzwischen abzuschwächen beginnt. Während die Zahl der Vodafone Kabel Internet Abonnements im Q2 2017 um weitere 65.000 auf 3,41 Millionen gestiegen ist, nahm die Zahl der Vodafone DSL Kundenverträge im gleichen Zeitraum um ordentliche 34.000 auf 2,95 Millionen zu.

Alles digital: Unitymedia schaltet analoges Kabelfernsehen ab

Beim Kabel-Konkurrenten Unitymedia hat die Wachstumsdynamik zwischenzeitlich etwas nachgelassen. Wie bereits im ersten Quartal fiel der Breitband-Zuwachs mit 32.400 Netto-Neuverträgen auch im Q2 2017 eher verhalten aus. Zum 30. Juni kam der Kabelnetzbetreiber damit auf knapp 3,39 Millionen Internet-Kundenverträge.

Das mag zum Teil auch den deutlich zurückgeschraubten Neukundenvorteilen geschuldet sein - im Jahr zuvor hatte Unitymedia seine Bündelprodukte im Rahmen der "Highspeed-Wochen" noch mit langfristigen Rabatten beworben. Andererseits ist die Breitbandvermarktung bei Unitymedia aber auch schlicht durch ein anderes Projekt aus dem Fokus gerückt. Denn über den Juni hinweg hat der Netzbetreiber einen entscheidenden Schritt für die weitere Modernisierung seines Netzes vollzogen, der viele Kapazitäten gebunden hat. In insgesamt fünf Wellen hat Unitymedia in seinem gesamten Verbreitungsgebiet das analoge Kabelfernsehen abgeschaltet. Damit hat der Provider zum einen Platz für zusätzliche digitale Kanäle geschaffen und zum anderen den Grundstein für die Einführung des neuen Kabelstandards Docsis 3.1 gelegt. Der soll nach der Umstellung mit vergleichsweise geringem technischen Aufwand umgesetzt werden können und wird die Bereitstellung von Gigabit-Geschwindigkeiten über die Kabeldose möglich machen.



Weiterführende Informationen zu den einzelnen Anbietern

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Bei den Berichten zu einzelnen Quartalen handelt es sich zwangsläufig um Momentaufnahmen. Trends und historische Entwicklungen allerdings zeichnen sich erst über längere Zeiträume ab.

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