Q2 2015: Zahl der DSL Kundenverträge nimmt wieder zu, Telekom erreicht neues Allzeithoch
DSLWEB Breitband Report Deutschland Q2 2015
Kabel Internet ist weiterhin das große Wachstumssegment auf dem deutschen Breitbandmarkt. Doch die klassischen Festnetzprovider haben sich im Rennen um Neukunden und Wechsler wieder ein Stück weit Luft verschafft. Die ersten DSL Anbieter korrigieren ihre Prognosen für das Gesamtjahr daher auch bereits nach oben.
Die Zahl der DSL Kundenverträge in Deutschland legt wieder zu: Unterm Strich konnten die großen überregionalen DSL Anbieter Telekom, 1&1, Vodafone und o2 im Q2 2015 insgesamt 56.000 DSL Verträge hinzugewinnen und stellten zum 30. Juni 2015 schließlich rund 21,67 Millionen DSL Anschlüsse bereit.
Die weitaus größere Wachstumsrate verzeichnen jedoch nach wie vor die Breitband-Angebote der Kabelnetzbetreiber. Unitymedia und die Vodafone-Tochter Kabel Deutschland legten zwischen April und Ende Juni zusammengenommen nochmals um 157.600 auf über 5,7 Millionen Breitband-Abonnements zu.
Die Kundenmigration vom klassischen Festnetz hin zu Kabel Internet hat sich jedoch verlangsamt und mit der wachsenden Verbreitung von VDSL und Vectoring verschärft sich der Wettbewerb zwischen den Techniken wieder.

Trendumkehr geschafft: Telekom übertrifft eigene Erwartungen
"Unser Geschäft läuft gut. Richtig gut." - so hat der Telekom Vorstandsvorsitzende Timotheus Höttges die Performance seines Unternehmens im Q2 2015 kommentiert. Dabei nimmt er zwar Bezug auf den gesamten Konzern, generell lässt sich die Aussage aber durchaus auch auf das deutsche Breitband-Geschäft übertragen. Mit 81.000 Netto-Neuverträgen hat die Deutsche Telekom hier nämlich den höchsten Kundenzuwachs seit drei Jahren erzielt. Die Gesamtzahl der Telekom DSL Verträge ist damit auf das neue Allzeit-Hoch von 12,52 Millionen geklettert.
Dabei hatte die Telekom für 2015 ursprünglich nur mit rund 100.000 zusätzlichen Breitband-Kundenverträgen gerechnet. Diese Zielvorgabe hat das Unternehmen nun jedoch bereits zur Jahreshälfte mehr als übertroffen und visiert inzwischen ein Plus von einer Viertelmillion DSL Verträgen für das Gesamtjahr an.
Während der Gesamtumsatz der Festnetz-Sparte durch die weiter sinkenden Einnahmen aus der Sprachtelefonie gegenüber dem Vorjahresquartal nochmals um 2,8 Prozent abgesunken ist, ist dem Provider im Breitband-Segment vorerst die Trendwende gelungen. Hier nämlich hat der Umsatz um 0,2 Prozent auf rund 1,3 Mrd. Euro zugelegt.
Leicht begünstigt wurde diese Entwicklung durch die Umsätze aus den neuen "MagentaZuhause Hybrid" Angeboten, die - anders als Umsätze mit der rein auf Mobilfunk basierenden DSL Alternative "Telekom Call & Surf via Funk" - komplett dem Festnetzbereich zugeschlagen werden.
Der echte Wachstumsfaktor sind derzeit allerdings die glasfaserbasierten Anschlüsse. In dieser Kategorie fasst die Telekom die "einfachen" VDSL Anschlussvarianten, die per Vectoring beschleunigten VDSL Anschlüsse und die "echten" Glasfaseranschlüsse, bei denen die Glasfaser ins oder bis vor das Haus des Endkunden reicht, zusammen. Alleine im Q2 2015 konnte die Telekom in diesem Segment 430.000 Neuverträge abschließen und seinen Glasfaser-Kundenstamm damit auf 3,4 Millionen ausbauen.
Unitymedia nimmt Preiserhöhungen teilweise wieder zurück
Mit einem effektiven Plus von 55.600 Kundenverträgen gelang es dem Kabelnetzbetreiber Unitymedia im Q2 2015 fast, die Marke von 3 Millionen Internet-Abonnements zu reißen. Das jedoch erforderte eine Anpassung der eigenen Strategie. Im Mai hatte der Provider nämlich noch die Preise für seine 2play und 3play Komplettpakete deutlich angehoben - den erwartbaren Rückgang im Neukundengeschäft nahm der Provider zugunsten des qualitativen Wachstums innerhalb der Kundenbasis in Kauf (siehe auch DSLWEB Breitband Report Q1 2015).
Um der saisonal bedingten Flaute während der Sommermonate entgegenzuwirken, legte Unitymedia allerding bereits im Juni eine zeitlich befristete Kampagne mit massiv erhöhten Aktionsvorteilen auf. Im August schließlich präsentierte der Kabelnetzbetreiber ein überarbeitetes Tarifportfolio, mit dem die Preiserhöhungen aus dem März teilweise wieder zurückgenommen wurden.
Dieses doch sehr rasche Zurückrudern könnte nicht zuletzt eine Reaktion auf das aggressive Auftreten der Deutschen Telekom sein. Der Marktführer drängt inzwischen nämlich mit Nachdruck auf die Heimatmärkte der regionaler ausgerichteten Netzbetreiber, wo sie diese mit gezielten Werbekampagnen und lokalen Aktionspreisen angreift. Den erhöhten Konkurrenzdruck, das klingt im aktuellen Geschäftsbericht an, hat offenbar auch Unitymedia deutlich zu spüren bekommen.
Im Verteilungskampf in den Städten lotet jedoch auch Unitymedia neue Ansätze aus: Mit Testkampagnen in den vier Städten Essen, Wuppertal, Bochum und Münster wurden im späten Q2 gezielt Haushalte angesprochen die zwar im Ausbaubereich des eigenen Netzes liegen, selbst jedoch noch nicht an die Infrastruktur angebunden sind. Solange eine der Parteien im Haus bereit war, im Vorfeld eines der Unitymedia 2play oder 3play Kombipakete zu buchen, übernahm der Anbieter im Rahmen der Aktion die Kosten für den Anschluss der Immobilie - bis zu einem Wert von 1.500 Euro.
Vodafone forciert weiterhin Wechsel auf Kabel Internet
Auch im Q2 2015 ist die Zahl der von Vodafone bereitgestellten DSL Anschlüsse weiter abgesunken. Wie bereits in den Quartalen zuvor, ist die Mehrheit der betreffenden Kundenverträge dem Unternehmen aber keineswegs verloren gegangen. Stattdessen wurden die Kunden bewusst auf eines der Internetprodukte des Tochter-Unternehmens Kabel Deutschland überführt.
Von den 32.000 DSL Verträgen, die Vodafone im Q2 2015 auf dem Papier eingebüßt hat, sind demnach 22.000 bewusst zu Kabel Deutschland migriert worden. Laut Unternehmensangaben sind im Zuge der Integration der beiden Unternehmen inzwischen 99.000 ehemalige Vodafone DSL Kunden auf diese Weise zu Kabel Deutschland gewechselt. Nimmt man den Kabelnetzbetreiber mit in die Betrachtung auf, dann hat das Gespann erwartungsgemäß auch im Q2 2015 deutlich zugelegt: Den DSL Anschlussverlusten bei Vodafone nämlich standen 102.000 zusätzliche Kabel Deutschland Internet-Abonnements gegenüber. Zur Jahresmitte vereinten die beiden Anbieter so auch erstmals mehr als 5,5 Millionen Breitbandverträge.
Die Unterscheidung zwischen den beiden Marken dürfte ohnehin bereits im Q3 2015 hinfällig werden: Wie inzwischen bekannt wurde, soll aus der ehemaligen "Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH" im September die "Vodafone Kabel Deutschland GmbH" werden. Auch die bestehenden Websites und Ladenlokale sollen noch vor dem Jahresende komplett auf den Vodafone-Markenauftritt umgestellt werden - die Marke Kabel Deutschland ist damit dann endgültig Geschichte.
1&1 legt Fokus auf mobiles Internet und Geschäftskunden
Ein weiterer Anbieter, der bereits zur Jahresmitte seine Kundenprognose für 2015 erhöht hat, ist 1&1. Im ersten Halbjahr konnte dieser nämlich den höchsten Zuwachs an Kundenverträgen in der Unternehmensgeschichte einfahren. Sein ursprüngliches Jahresziel von 800.000 Neuverträgen hat er daher auf 880.000 nach oben korrigiert.
Nur beziehen sich diese Zuwachszahlen eben nicht allein auf das Festnetz-Geschäft - das trägt nämlich nur einen verschwindend geringen Teil dazu bei. Vielmehr legt 1&1 seinen Fokus gegenwärtig auf die Vermarktung von mobilen Internettarifen. Während 1&1 die Zahl seiner Mobilfunkverträge im Q2 2015 so um 210.000 auf inzwischen 2,99 Millionen gesteigert hat, verlief das DSL-Geschäft wesentlich ruhiger. Hier legte 1&1 von April bis Ende Juni nur noch leicht um 20.000 auf 4,25 Millionen Kundenverträge zu.
Dabei ist der DSL Anbieter in diesem Segment allerdings keineswegs untätig geblieben, sondern hat in der Zwischenzeit seinen Eintritt in einen neuen Geschäftsbereich vorbereitet und ist im Juli schließlich mit eigenen Business Internet Tarifen in den Markt gestartet. Im Gegensatz zu dem Ende 2014 von United Internet übernommene Netzbetreiber Versatel, der sich mit seinen Business-Angeboten auch an Großunternehmen wendet, konzentriert sich 1&1 DSL dabei auf die Versorgung von kleinen und mittelständische Firmen.
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Bei den Berichten zu einzelnen Quartalen handelt es sich zwangsläufig um Momentaufnahmen. Trends und historische Entwicklungen allerdings zeichnen sich erst über längere Zeiträume ab.
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Zur Gesamtübersicht: DSLWEB Breitband Report Deutschland
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