Q2 2012: Die großen deutschen DSL Anbieter büßen weiter Festnetz-Kunden ein

Breitband Report Deutschland Q2 2012

von Ingo Hassa
Aktualisiert 29.01.2018
DSLWEB Breitband Report Q2 2012: Die großen deutschen DSL Anbieter büßen weiter Festnetz-Kunden ein
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Zum Ende des 2. Quartals 2012 belief sich die Zahl der in Deutschland aktiven festnetzbasierten Breitband-Internetzugänge auf 27,3 Millionen. Während die deutschen Kabelprovider ihr stetiges Wachstum ungebremst fortsetzen, hat sich die Lage im schon seit Längerem stagnierenden DSL Segment weiter verschärft.

Unterm Strich beendeten die vier wichtigsten DSL Anbieter das Q2 2012 mit einem leichten Minus von 32.000 DSL Verträgen. Dem gegenüber stehen 163.300 zusätzliche Internet-Kunden bei Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW.

Fallende DSL Kundenzahlen: Telekom kann Verluste der Mitbewerber nicht mehr aufwiegen

Mit knapp über 12,4 Millionen DSL Kunden ist und bleibt die Deutsche Telekom der unangefochtene Platzhirsch auf dem deutschen Breitbandmarkt. Die starke Position der Telekom zeigt sich auch darin, dass die Zahl der Festnetz-Anschlussverluste, die der Ex-Monopolist zu kompensieren hatte, im Q2 2012 weiter zurückgegangen ist. Mit 236.000 lag sie sogar ganze 20 Prozent unter dem Vorjahreswert. Da sich aber gleichzeitig der Zulauf zu den Telekom DSL Produkten abgeschwächt hat, fiel auch die Zahl der neu hinzugewonnenen DSL Kunden vergleichsweise niedrig aus. Unterm Strich brachte es die Telekom im Zeitraum von April bis Ende Juni 2012 auf 47.000 DSL Neukunden, was einen deutlichen Abfall gegenüber den 84.000 Netto-Neukunden aus dem Q2 2011 darstellt.

Ihre eigenen Anschlussverluste fing die Telekom zwar noch locker auf, den allgemeinen Trend auf dem Gesamtmarkt können die Zuwächse bei den Telekom DSL Anschlüssen jedoch nicht mehr kaschieren: Den DSL Kundengewinnen beim Marktführer stehen nämlich ebenso hohe Einbußen bei den Konkurrenten aus dem Feld der klassischen DSL Anbieter entgegen. So ist auch die Gesamtzahl der von den führenden Providern geschalteten DSL Anschlüssen nach dem effektiven Minus im Q3 2011 (siehe DSLWEB Breitband Report Q3 2011) zum zweiten Mal rückläufig.



Negativ-Trend bei Vodafone und o2 setzt sich fort, weitere Erholung bei 1&1

Vodafone, die Nummer Zwei auf dem deutschen DSL Markt, musste im Q2 2012 ein Minus von insgesamt 43.000 DSL Verträgen hinnehmen, was ungefähr dem Rückgang aus dem vorigen Quartal entspricht. Auch o2 konnte die stetige Abwanderung von DSL Kunden nicht stoppen - die Zahl der o2 DSL Verträge sank im Q2 2012 um weitere 56.000 auf 2,49 Millionen.

Die anhaltenden Anschlussverluste im Festnetz bedeuten jedoch nicht, dass Vodafone und o2 keine Fortschritte bei der Vermarktung von Internet-Lösungen für den Heimgebrauch machen. Seit einiger Zeit bieten beide nämlich - wie auch die Deutsche Telekom - Internetzugänge für Zuhause an, die nicht über das Festnetz, sondern per UMTS oder den neu eingeführten LTE Mobilfunk realisiert werden. Mit vergleichsweise geringem Aufwand erreichen die Mobilfunker so auch neue Kundengruppen in bisher unterversorgten Regionen. Aber nicht nur das: Um die Kosten für den Zugriff auf die Telekom-Infrastruktur zu umgehen, bietet etwa Vodafone außerhalb des eigenen Netzes schon jetzt immer häufiger entsprechende Mobilfunk-Lösungen an, statt einen klassischen DSL Anschluss zu schalten.

Dass ein Negativ-Trend im Festnetz-Bereich auch umkehrbar ist, zeigt die positive Entwicklung bei 1&1. Der viertgrößte deutsche DSL Anbieter konnte nach über zwei Jahren Nullwachstum im Q1 2011 erstmals wieder ein leichtes Plus von 10.000 DSL Verträgen verzeichnen und baute im Q2 2012 mit 20.000 Netto-Neukunden erfolgreich auf diesem Ergebnis auf.



Kabel Internet: Unitymedia KabelBW knackt die 2 Millionen-Marke

Die Integration von Unitymedia und Kabel BW ist seit der Übernahme von Kabel BW durch Liberty Global im letzten Jahr weiter vorangeschritten. Inzwischen treten die beiden Kabelprovider gemeinsam als Unitymedia KabelBW auf. Dem anhaltenden Wachstum der zwei Marken hat die Umstrukturierung derweil keinen Abbruch getan: Zusammen konnten sie im Q2 2012 insgesamt 98.900 zusätzliche Kabel Internet Kunden gewinnen und stellten zum Ende des Quartals damit knapp über 2 Millionen Breitband-Internetzugänge über ihre Kabel-Infrastruktur bereit.

Die Zahl der Kabel Internet-Abonnements bei Kabel Deutschland ist im Q2 2012 um weitere 64.700 auf 1,58 Millionen angewachsen. Ob sich auch Kabel Deutschland demnächst durch einen Zukauf vergrößern kann, wird sich jedoch erst gegen Ende des Jahres herausstellen, wenn die Wettbewerbshüter über die geplante Übernahme der Tele Columbus Gruppe entscheiden.

Insgesamt brachten es die drei großen überregionalen Kabelnetzbetreiber zum Ende des Q2 2012 auf 3,59 Millionen Internet-Kunden, womit sich das Kräfteverhältnis auf dem deutschen Breitbandmarkt einmal mehr zugunsten der Kabel Internet Anbieter verschoben hat, deren Marktanteil inzwischen bei über 13 Prozent liegt.




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