Q2 2011: Auch im 2. Quartal 2011 keine Trendwende auf dem Breitbandmarkt
Breitband Report Deutschland Q2 2011
Zum Ende des 2. Quartals 2011 belief sich die Zahl der in Deutschland geschalteten Festnetz-Breitbandverbindungen auf rund 26,7 Millionen. Die höheren Zuwachsraten konnten dabei abermals die Kabelnetzbetreiber verzeichnen. Zusammen brachten es die drei größten Kabel Anbieter auf 143.500 Netto-Neukunden für ihre Internet-Produkte. Bei den klassischen DSL Zugängen hingegen schwächt sich das Wachstum weiter ab: Die Top-Fünf der DSL Anbieter konnten im Q2 2011 lediglich 42.400 zusätzliche DSL Verträge gewinnen.
Kundenwachstum bei den DSL Anbietern nähert sich dem Nullpunkt
Insgesamt kamen die fünf großen deutschen DSL Anbieter zum Quartalsende auf 22,034 Millionen aktive DSL Anschlüsse und stellen damit weiterhin die überwiegende Mehrheit der aktiven Festnetz-Breitbandverbindungen. Das schmale Plus von 42.400 Netto-Neukunden (+140.000 im Q1 2011) aber entspricht einem DSL Kundenwachstum von lediglich 0,19 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Quartal, womit die Zuwachsrate der großen Fünf ihren bisher niedrigsten Stand erreicht hat.
Anschlussverluste bei 1&1 und Vodafone setzen sich fort
Die Zahl der von 1&1 und Vodafone geschalteten DSL Anschlüsse ist nach den Anschlussrückgängen im 1. Quartal weiter geschrumpft. Bei 1&1 fiel die Abwanderung sogar noch stärker aus und stieg von 20.000 verlorenen DSL Verträgen auf 30.000 an. Der DSL Anbieter musste damit bereits das vierte Quartal in Folge Anschlussverluste im fünfstelligen Bereich verkraften. Allerdings gingen 1&1 dabei unterm Strich vor allem von der Telekom angemietete Resale-Verbindungen verloren, die Zahl der deutlich lukrativeren DSL Komplettpakete erhöhte sich dagegen um 40.000 auf 2,41 Millionen. Auch bei Vodafone setzte sich die Abwanderung von DSL Kunden fort, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau. Nachdem Vodafone im Q1 2011 zum ersten Mal ein effektives Minus von 24.000 DSL Verträgen einstecken musste, haben sich die Anschlussverluste mit 21.000 im Q2 2011 nun leicht abgeschwächt.
Die Zahl der Versatel DSL Kunden ist bereits seit zwei Jahren durchgehend rückläufig. Nur die Eingliederung von rund 16.000 kleineren Geschäftskunden sorgte zum Jahresbeginn für ein nominelles Plus im neu geschaffenen Berichtssegment "Massenmarkt". Nach diesem Einmal-Effekt ging die Talfahrt im Q2 2011 aber unvermindert weiter und die Zahl der Versatel Privatkunden sackte um 19.800 auf nunmehr 602.600 ab. Mit aller Wahrscheinlichkeit wird sich diese Entwicklung auch in den kommenden Monaten fortsetzen, da sich das Unternehmen derzeit voll auf seine Umstrukturierung zum B2B-Anbieter konzentriert. Schon jetzt bilden das Geschäftskunden-Segment und die Weitervermietung der eigenen Infrastruktur das neue Kerngeschäft von Versatel.
Telekom und o2 abermals auf der Gewinnerseite
Von den großen DSL Anbietern konnten wie bereits im Q1 nur der Marktführer Deutsche Telekom und Telefónica Germany mit ihren Marken o2 und Alice effektive Kundengewinne verbuchen. Der Zulauf hat sich im Q2 2011 aber bei beiden Unternehmen deutlich abgeschwächt. Statt 115.000 schaltete etwa die Telekom von April bis Ende Juni nur noch 84.000 zusätzliche DSL Anschlüsse. o2 und Alice konnten im Q2 2011 insgesamt 29.200 DSL Neukunden verbuchen, im Q1 2011 lag die Zahl der DSL Neukunden im Telefónica-Verbund sogar doppelt so hoch.
Mobile Datendienste weiterhin entscheidendes Wachstumsfeld
Während das Festnetz-Geschäft zumindest bei den klassischen DSL Anbietern stagniert, hat das mobile Internet stark an Bedeutung gewonnen. Auch innerhalb des Mobilfunk-Sektors nehmen die Datendienste eine immer wichtigere Stellung ein: Bei Vodafone sorgt das mobile Internet beispielsweise bereits für ein Viertel der Mobilfunk-Umsätze, beim Konkurrenten o2 beträgt dessen Anteil sogar schon 40 Prozent.
Die Umsätze mit Sprachdienste dagegen sind auch im Mobilfunk-Bereich rückläufig. Besonders stark wirkte sich hier die Absenkung der Terminierungsentgelte durch die Bundesnetzagentur aus, die im Februar rückwirkend zum 1. Dezember 2010 in Kraft getreten ist. Im Vergleich zum Vorjahr ist der durchschnittliche monatliche Umsatz eines Vodafone Mobilfunk-Kunden in Folge um volle 50 Cent auf 15,30 Euro gefallen und auch bei o2 sackte dieser monatliche ARPU (average revenue per user) um 8,1 Prozent auf 13,60 Euro ab. Dass der Umsatzeinbruch nicht noch stärker ausfiel, ist wiederum den weiter stark steigenden Umsätzen mit dem mobilen Internet zu verdanken.
Kabelnetzbetreiber erhöhen Anteil ihrer Internetkunden weiter
Die drei großen Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW brachten es im Q2 2010 auf insgesamt 143.500 zusätzliche Kabel Internet Kunden, was einem Zuwachs von rund 5 Prozent gegenüber dem Q1 2011 entspricht. Damit konnten die Kabelprovider den DSL Anbietern weitere Marktanteile abspenstig machen. Gemeinsam zählen die drei Unternehmen inzwischen fast 2,95 Millionen Internetkunden und haben sich so einen Marktanteil von rund 11 Prozent erobert.
Während die DSL Anbieter erst beginnen, sich mit Fernsehangeboten in Stellung zu bringen - absoluter Vorreiter ist hier die Telekom, die für ihr Online-TV Telekom Entertain inzwischen 1,3 Million Kunden gewinnen konnte -, nehmen die Internet- und Telefonprodukte im Portfolio der Kabelanbieter bereits eine entscheidende Stellung ein. Weshalb, zeigt etwa eine Aufschlüsselung der von Kabel Deutschland veröffentlichten Umsatzzahlen. So liegt der durchschnittliche Umsatz pro Kunde, der durch den Basis-Kabelanschluss und zubuchbare TV-Produkte gemacht wird, gerade einmal bei 9,70 €/Monat. Im Bereich Internet und Telefon liegt der monatliche Durchschnittsumsatz pro Kunde mit 28,29 Euro dagegen ungleich höher.
Der Prozentsatz der Kunden, die ihren Kabelanschluss auch oder ausschließlich als Internetzugang nutzen, wächst stetig. Gerade bei Kabel BW ist dieser Anteil mit rund 31 Prozent bereits sehr hoch. Bei Unitymedia liegt die Quote bei 19,5 Prozent, das Schlusslicht bildet Kabel Deutschland mit 12 Prozent Internet-Kunden.
DSLWEB Archiv: Der deutsche Breitbandmarkt seit 2007
Bei den Berichten zu einzelnen Quartalen handelt es sich zwangsläufig um Momentaufnahmen. Trends und historische Entwicklungen allerdings zeichnen sich erst über längere Zeiträume ab.
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