Q1 2011: Telekom und o2 einzige DSL Anbieter mit effektiven Kundengewinnen

Breitband Report Deutschland Q1 2011

von Ingo Hassa
Aktualisiert 29.01.2018
DSLWEB Breitband Report Q1 2011: Telekom und o2 im Q1 2011 einzige DSL Anbieter mit effektiven Kundengewinnen
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Zum Ende des Q1 2010 betrug die Zahl der in Deutschland geschalteten festnetzbasierten Breitband-Internetzugänge rund 26,5 Millionen. Den Löwenanteil davon - knapp 22 Millionen - stellen allein die fünf größten DSL Anbieter bereit. Gleichzeitig wächst die Bedeutung der Kabel Internet Provider. Die großen überregionalen Anbieter Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW bringen es so inzwischen auf insgesamt 2,8 Millionen Breitband-Kunden und einen gemeinsamen Marktanteil von 10,6 Prozent.

DSL Neukundenzahl hält sich auf dem Niveau der Vormonate

Mit insgesamt 140.000 Netto-Neukunden im 1. Quartal 2011 wuchs die Zahl der von den fünf größten deutschen DSL Anbietern geschalteten Festnetz-Breitbandverbindungen zum Jahresstart auf einem ähnlichen Niveau wie im Quartal zuvor (+ 177.000 Kundenverträge). Wie im Vorquartal waren es auch wieder die Telekom und o2, die trotz des abgeschwächten Gesamtwachstums weiter zulegen konnten.

Stagnation beim einstigen Überflieger Vodafone DSL

Wie gewohnt konnte die Telekom auch zu Beginn des Jahres mit 115.000 Neuanschlüssen die Mehrheit der zusätzlichen DSL Verträge verbuchen. Bei den alternativen Anbietern hat sich jedoch eine deutliche Verschiebung ergeben. Noch bis Anfang 2010 war Vodafone mit meist sechsstelligen Kundenzuwächsen pro Quartal neben der Telekom der wichtigste Wachstums-Garant auf dem deutschen Festnetz-Markt. Dieser Höhenflug aber hat im vergangenen Jahr sein Ende gefunden. Nachdem Vodafone DSL für das Geschäftsjahr 2009/2010 noch ein Plus von 19,6% ausweisen konnte, hat sich beim DSL Kundenwachstum im Geschäftsjahr 2010/2011 nahezu Nullwachstum eingestellt. Für das Q1 2011 musste Vodafone nun sogar ein Minus von 24.000 Kunden vermelden.

o2 DSL setzt zur Aufholjagd an

Die Rolle des Wachstumstreibers unter den alternativen DSL Anbietern fällt inzwischen o2 DSL zu. Seit Mitte letzten Jahres konnte das Unternehmen stark zulegen und brachte es im Q1 2011 auf insgesamt 61.800 zusätzliche DSL Anschlüsse. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der o2 DSL Kunden um rund 8 Prozent und erreicht so die Marke von 2,59 Millionen. Hochzufrieden zeigt sich o2 dabei auch mit der Entwicklung des Ende 2009 zugekauften Tochterunternehmens Alice DSL. Nachdem Alice in den letzten beiden Jahren mit starken Kundenverlusten zu kämpfen hatte, sei inzwischen nicht nur die Trendwende geschafft. Stattdessen habe die Marke im vergangenen Quartal sogar einen "erheblichen Anteil" am guten Ergebnis gehabt.

Während die Telekom und o2 die Zahl der Neukunden und Wechsler unter sich aufgeteilt haben, musste neben Vodafone auch 1&1 DSL einen effektiven Kundenrückgang verkraften und verlor im Q1 2011 unterm Strich weitere 20.000 DSL Verträge.


Kundenzahlen Breitband Anbieter Deutschland Q1 2011
Breitband Report Q1 2011 - Kundenzahlen in der Übersicht

Große Erwartungen an Geschäftskunden und das mobile Internet

Angesichts des verlangsamten Wachstums auf dem Festnetz-Markt richten die Telekom-Anbieter ihre Aufmerksamkeit seit einiger Zeit verstärkt auf andere Geschäftsfelder. Bestes Beispiel hierfür ist der Provider Versatel, der sich derzeit fast ausschließlich auf den einträglicheren Geschäftskunden-Sektor konzentriert. Aber auch die anderen Wettbewerber sehen - nicht zuletzt angesichts neuer Online-Dienste wie dem elektronischen Postbrief - großes Potenzial in diesem Bereich. Vodafone etwa bezeichnet seine Geschäftskunden-Sparte als "nachhaltige Wachstumssäule des Konzerns" und setzt große Anstrengungen darauf, der dominierenden Telekom auch hier Marktanteile abzuringen.

Einen echten Boom erlebt derzeit das mobile Internet. o2 beispielsweise verzeichnete in diesem Segment im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von ganzen 32 Prozent. Bei Vodafone stieg der Umsatz mit den mobilen Datentarifen im gleichen Zeitraum um 25,6 Prozent und machte bereits einen Anteil von 24,7 Prozent aller Service-Umsätze im Mobilfunk-Bereich aus.



Long Term Evolution: Die nächste Entwicklungsstufe

Die Einführung des neuen Mobilfunkstandards LTE warf im Q1 2011 seinen Schatten voraus. Durch LTE Technik werden nicht nur die Kapazitäten der Mobilfunk-Netze drastisch erhöht, unter Nutzung bestimmter Funk-Frequenzen aus der Digitalen Dividende ermöglicht sie zudem die kostensparende Erschließung bisher unterversorgter Gebiete mit breitbandigem Internet. Diese Schließung der bestehenden "Weißen Flecken" machte die Bundesnetzagentur in Folge auch den Gewinnern der Versteigerung zur Auflage, in deren Rahmen sich sowohl die Telekom und Vodafone als auch o2 Frequenzen aus dem entsprechenden Spektrum sichern konnten.

Als erster der drei Provider kam Vodafone im März mit seinen LTE Produkten auf den Markt. Erst nach dem Ende des Q1 2011 erfolgte im April zudem der Start der LTE Angebote der Deutschen Telekom. O2 hingegen hielt sich bisher noch bedeckt und will seine kommenden LTE Tarife nun "in Kürze" vorstellen.

Bis der Internetzugang über LTE jedoch nicht nur als Alternative zum fehlenden Festnetz-Breitband, sondern auch als mobile Surflösung zum Einsatz kommt, wird allerdings noch einige Zeit ins Land gehen. Dies liegt aber nicht allein daran, dass die Provider zuerst die Auflagen der Bundesnetzagentur erfüllen müssen, bevor LTE auch in den Ballungsgebieten angeboten werden kann. Auch fehlt es derzeit noch an geeigneten Endgeräten für die mobile Nutzung der Technik. Die ersten LTE-fähigen Smartphones und Tablet-Rechner sollen erst im Laufe des Jahres auf dem hiesigen Markt erscheinen.

Kabelnetzbetreiber erhöhen Anteil ihrer Internetkunden weiter

Ihrer früheren Rolle als reine TV-Anbieter sind die großen deutschen Kabelnetzbetreiber längst entwachsen. So beziehen derzeit etwa bereits 30 Prozent der Kabel BW TV-Kunden auch einen Telefon- und Internetanschluss von ihrem Kabelanbieter. Bei Kabel Deutschland liegt der Anteil der Neuen Dienste inklusive digitalen Pay-TV Angeboten mittlerweile bei über 30 Prozent und bei Unitymedia verfallen 53 Prozent aller Abonnements auf dieses Segment.

Alle drei Anbieter konnten die Zahl ihrer Kabel Internet Anschlüsse auch im Q1 2011 deutlich erhöhen und die Kundenzuwächse in diesem Bereich sogar leicht steigern. Besonders hoch fiel dieses Plus bei Kabel Deutschland aus. Mit 107.100 Neukunden stieg die Zahl der Kabel Deutschland Breitband-Kunden sprunghaft auf insgesamt 1,26 Millionen an. Dies ist jedoch in einem Einmal-Effekt geschuldet, denn nachdem der Provider die Kunden seines Tochterunternehmens TKS Ende 2010 an die eigene Infrastruktur angeschlossen hat, werden die rund 32.400 TKS Internet-Haushalte nun in der Kundenbilanz des Mutterkonzerns geführt. Unitymedia brachte es zum 31.03.2011 auf insgesamt 840.100 Internet-Abonnenten (+ 59.800 im Q1 2011) und Kabel BW stellte zum Stichdatum 705.000 Kabel Internet Anschlüsse bereit (+ 41.000 im Q1 2011).

Die wachsende Akzeptanz der digitalen Dienste verhalf allen drei Unternehmen auch zu einer deutlichen Steigerung des Umsatzes pro Kunde. Bei Kabel Deutschland beispielsweise legte dieser im Jahresvergleich um 91 ct/Monat auf 13,78 €/Monat zu. Kabel BW konnte seinen durchschnittlichen Umsatz pro Kunde und Monat im gleichen Zeitraum sogar von 17,10 Euro auf 18,80 Euro erhöhen.


Newsberichte zum Q1 2011

Telekom (06. Mai 2011): Telekom mit kräftigem Gewinnrückgang

1&1 (12. Mai 2011): 1&1 DSL: Kundenplus dank Mobilfunk-Boom

o2 / Alice (13. Mai 2011): DSL Markt: o2 und Alice DSL legen weiter zu

Vodafone (17. Mai 2011): Vodafone DSL: Festnetz-Geschäft rückläufig

Kabel Deutschland (08. Juni 2011): Kabel Deutschland legt deutlich zu



DSLWEB Archiv: Der deutsche Breitbandmarkt seit 2007

Bei den Berichten zu einzelnen Quartalen handelt es sich zwangsläufig um Momentaufnahmen. Trends und historische Entwicklungen allerdings zeichnen sich erst über längere Zeiträume ab.

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