Breitbandmarkt 2021: Wer baut das Netz der Zukunft - und für wen?
DSLWEB Breitband Report Deutschland 2021
Welche Entwicklungen werden den Markt für Breitband-Internet in 2021 bestimmen? Wir werfen einen Blick auf die weiteren Auswirkungen der Corona-Krise, die nächsten Schritte beim Glasfaserausbau und warum die Netztechnologie für den Verbraucher zunehmend in den Hintergrund rückt.
Themen im Überblick
Breitbandanbieter auch 2021 stark in der Corona-Krise
Seit über einem Jahr hat die Corona-Pandemie das Land fest im Griff. Die deutschen Breitband-Anbieter allerdings sind nicht nur robust durch die Krise gekommen, sie könnten am Ende sogar deutlich gestärkt aus der Krise hervorgehen.
Das hat gleich mehrere Gründe. Durch Kontaktbeschränkungen, Home Office und Reiseausfälle waren die Produkte und Services der Netzbetreiber vermehrt nachgefragt. So hat sich zum einen das Volumen an Festnetz-Telefongesprächen wieder sichtlich erhöht, was sich trotz Flatrates auch in den Serviceumsätzen niedergeschlagen hat. Zum anderen haben viele Verbraucher ihre Breitband-Ausstattung aktualisiert.
Preiserhöhungen möglich: Mehr Spielraum für Mehr-für-Mehr
Vor allem aber hat die Pandemie den Wert einer schnellen, stabilen und zuverlässigen Internetversorgung unterstrichen - sowohl beim Kunden als auch auf Seiten der Politik. Diese gesteigerte Wertschätzung wollen die Provider bei künftigen Verhandlungen auf die Waagschale legen.
Dabei stehen letztlich auch Preiserhöhungen im Raum. Schon länger bemühen sich die Netzbetreiber, aufreibende Preiskämpfe vom deutschen Breitbandmarkt fernzuhalten. Jetzt könnte es sogar wieder mehr Spielraum nach oben geben.
Auch der Vodafone-CEO Nick Read sieht hier eine Gelegenheit zur Kurskorrektur. Allerdings schwebt ihm dabei weniger eine generelle Erhöhung der Tarifpreise vor. Vielmehr dürften die Provider ihre etablierten Mehr-für-Mehr Strategien weiter ausbauen. Die Wertschöpfung dürfte also vor allem bei Tarifupgrades, Zusatz-Services und Premium-Diensten ansetzen.
Kundenzahlen Breitband-Anbieter 2021
Quelle: DSLWEB Breitband Report 2021
Glasfaser-Wettrennen: Rollentausch beim Netzausbau?
Den Goodwill aus der Corona-Krise wollen die großen Netzbetreiber auch bei politischen Verhandlungen rund um Regulierungen und Subventionen in Hinsicht auf den Netzausbau in die Waagschale werfen. Dieser wird von den Providern auch 2021 weiter mit Hochdruck vorangetrieben.
Das Rennen um die großflächige Einführung von Gigabit Internet haben die Kabelnetzbetreiber klar für sich entschieden. Keine zwei Jahre nach dem Start des neuen, gigabit-tauglichen Kabelstandards DOCSIS 3.1 konnte Vodafone die neuen Highspeed-Anschlüsse Ende 2020 so bereits für 22 Millionen deutsche Haushalte bereitstellen (siehe auch DSLWEB Breitband Report 2018). Bis Mitte 2021 will Vodafone die Netzaufrüstung auch in den noch verbleibenden früheren Unitymedia-Regionen fertiggestellt werden. Die Zahl der potenziellen Gigabit-Haushalte soll damit auf rund 24 Millionen anwachsen.
Doch auch das ist letztlich nur ein Zwischenschritt. Denn für eine wirklich zukunftstaugliche Ausstattung muss die schnelle Glasfaser über kurz oder lang direkt bis in die Kundenhaushalte geführt werden. Ziel muss also der Ausbau dieser Fiber to the Home Anschlusstechnologie sein. Erst dann sind auch die letzten Flaschenhälse auf dem Weg zum Endnutzer beseitigt.
Das strebt letztlich auch Vodafone an. Für die nahe Zukunft hat der Kabelprovider seine Anstrengungen in diese Richtung allerdings zurückgeschraubt. Nach Informationen des Handelsblatts will sich Vodafone vorerst auf die Verbesserung des bestehenden Kabelnetzes setzen. Auch das macht natürlich den weiteren Glasfaser-Ausbau erforderlich, der aufwändige Einzug von Glasfaser auf der Letzten Meile vor dem Kundenanschluss soll jedoch nicht im Fokus stehen.
Wird die Telekom vom Bremser zum Glasfaser-Vorreiter?
Vodafone setzt also vorerst darauf, seine vorhandene Infrastruktur weiter zu optimieren. Die Begründung ist einfach: Der direkte Glasfaser-Ausbau sei aus Sicht der Londoner Konzernführung schlicht zu kostspielig und könne nur schwer amortisiert werden.
Damit bahnt sich eine Art Rollentausch zwischen den beiden großen deutschen Festnetzetzbetreibern an. Denn während die Deutsche Telekom zunächst den Brückentechnologien Vectoring und Supervectoring den Vorzug gegeben hatte, will sie nun zügig die Vorreiterrolle beim Ausbau von Glasfaser Internet in Deutschland übernehmen.
Was die Wirtschaftlichkeit der neuen Strategie angeht, gibt sich das Unternehmen optimistisch. Auf der Telekom Hauptversammlung 2021 wies der Telekom-CEO Tim Höttges so darauf hin, dass die eigenen Breitbandumsätze in Deutschland im Vergleich zu 2018 bereits um 7,8 Prozent gestiegen seien. "Und mit FTTH", versprach Höttges im Nachsatz, "wird es noch einmal mehr".
Marktanteile Breitband-Anbieter 2021
Quelle: DSLWEB Breitband Report 2021
Nachdem die Deutsche Telekom im letzten Jahr noch am Aufbau ihrer "Fiber Factory" gearbeitet hat, kann der Telekom FTTH Ausbau nun Fahrt aufnehmen (siehe auch DSLWEB Breitband Report 2020). Im Jahr 2020 hat die Telekom dabei rund 600.000 Haushalte neu mit Glasfaseranschlüssen versorgt und zählte damit Ende Dezember etwa 2,2 Millionen FTTH Haushalte. Für 2021 hat sich das Unternehmen nun vorgenommen, die Zahl der Neuanschlüsse zu verdoppeln. Bis Ende 2021 will sie so 3,4 Millionen Glasfaser-Haushalte erreichen.
In den Jahren darauf soll der Ausbau weiter beschleunigt werden, bis zu eine Frequenz von 2,5 Millionen FTTH-Haushalten pro Jahr. Für Ende 2024 hat sich die Telekom dabei 10 Millionen ausgebaute Haushalte als Zielmarke gesteckt.
Seinen Führungsanspruch beim Glasfaser-Ausbau unterstreicht der Konzern mit einem Versprechen: "Keiner wird mehr Glasfaser in Deutschland ausbauen als die Deutsche Telekom". Für ihr übergreifendes Ziel, die flächendeckende Glasfaser-Verfügbarkeit bis 2030, ist die Deutsche Telekom jedoch auf die Mitarbeit der Konkurrenz angewiesen.
Schon jetzt setzt die Telekom deshalb verstärkt auf Netz-Kooperationen und greift zunehmend auf Vorleistungen von Mitbewerbern zurück. Ende 2020 etwa versorgte sie so bereits 2,5 Millionen Haushalte über angemietete Anschlüsse mit den eigenen Produkten.
Trotz allem: Reichweiten-König ist ein anderer
Auf der anderen Seite gibt es weiterhin Provider, die komplett auf die Netze der Konkurrenz angewiesen sind. Einer davon ist o2. Denn während Telefónica Deutschland große Anstrengungen in den Ausbau des eigenen Mobilfunknetzes steckt, greift das Unternehmen für seine Festnetzprodukte inzwischen vollständig auf Fremdnetze zurück.
Nicht trotz, sondern gerade wegen dieser Strategie konnte sich o2 DSL Anfang 2021 nun zum Verfügbarkeits-Meister aufschwingen. Denn seit Januar kann o2 nicht nur wie die anderen Mitbewerber deutschlandweit das Breitbandnetz der Telekom nutzen, sondern hat darüber hinaus auch Zugriff auf das gesamte Kabelnetz von Vodafone. Nur die höheren Kabelgeschwindigkeiten bleiben o2 hier verwehrt - Vodafone hat die Bereitstellung auf maximal 250 Mbit/s gedeckelt.
Damit der bunte Mix aus Technologien und Netzpartnerschaften beim Verbraucher nicht zu Verwirrung führt, ist o2 einen ungewöhnlichen Schritt gegangen: Im November 2020 hat der Anbieter so sein gesamtes Festnetz-Portfolio in seiner neuen o2 my Home Tarifwelt zusammengeführt. Die einzelnen Tarife wurden dabei vereinheitlicht und sind nun weitgehend technologie-agnostisch. Bis auf kleinere Abweichungen gelten die gleichen Tarifkonditionen nun sowohl für DSL und Kabel als auch für das Mobilfunk-basierte o2 Homespot Angebot.
Weiterführende Informationen zu den einzelnen Anbietern
DSLWEB begleitet die Geschehnisse auf dem deutschen Breitbandmarkt nicht nur mit seinen Marktreports, sondern bereitet die Entwicklung der einzelnen Provider zudem regelmäßig im Rahmen seiner aktuellen Berichterstattung auf. Folgende News-Meldungen und Info-Grafiken liefern weitere Hintergründe zu den deutschen Breitband-Anbietern in 2021:
Deutsche Telekom: Kundenentwicklung Breitband
Quelle: DSLWEB Breitband Report 2022
Vodafone: Kundenentwicklung Breitband
Quelle: DSLWEB Breitband Report 2022
Vodafone: Kundenentwicklung Kabel Internet
Quelle: DSLWEB Breitband Report 2022
Vodafone: Kundenentwicklung DSL
Quelle: DSLWEB Breitband Report 2022
1&1 DSL: Kundenentwicklung Breitband
Quelle: DSLWEB Breitband Report 2022
o2 DSL: Kundenentwicklung Breitband
Quelle: DSLWEB Breitband Report 2022
PYUR: Kundenentwicklung Breitband
Quelle: DSLWEB Breitband Report 2022
Highlights 2021 |
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19. Januar 2021 Fokus auf LTE und 5G: 1&1 stellt ab sofort alle D-Netz Tarife ein |
27. Januar 2021 |
29. Januar 2021 Telekom Netzausbau: Erstmals über 25 Mio. Supervectoring-Haushalte |
05. Februar 2021 Vodafone Deutschland im Q4 2020: Umsatzwachstum in allen Bereichen |
05. Februar 2021 |
15. Februar 2021 Viertes Mobilfunknetz: 1&1 und o2 einigen sich über National Roaming |
16. Februar 2021 |
16. Februar 2021 |
18. Februar 2021 |
25. Februar 2021 |
04. März 2021 |
10. März 2021 |
10. März 2021 |
12. März 2021 Telekom startet Ausbauprojekt: Berlin soll Glasfaser-Hauptstadt werden |
25. März 2021 1&1 DSL im Q4 2020: Kein Breitband-Boost für United Internet |
30. März 2021 Solides Q4 2020: PYUR erreicht Marke von 600.000 Internetkunden |
07. April 2021 |
DSLWEB Archiv: Der deutsche Breitbandmarkt seit 2007
Bei den Berichten zu einzelnen Quartalen und Geschäftsjahren handelt es sich zwangsläufig um Momentaufnahmen. Trends und historische Entwicklungen allerdings zeichnen sich erst über längere Zeiträume ab.
DSLWEB begleitet den deutschen Breitband-Markt bereits seit 2007 mit regelmäßig erscheinenden Reports. Über den Gesamtindex können alle bisherigen Ausgaben zentral abgerufen werden.
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